Warum zerbrach der Fischtank? Experte bezeichnet AquaDom als "Zeitbombe"
23.12.2022, 10:54 Uhr (aktualisiert)
Gingen die Betreiber des AquaDom zu fahrlässig mit dem riskanten Bauwerk um?
(Foto: dpa)
Der Berliner AquaDom erhielt zur Jahrtausendwende trotz seiner Einzigartigkeit eine behördliche Genehmigung mit eher laschen Prüfungsvorgaben, wie die "Bild"-Zeitung berichtet. Ein Experte sagt dem Blatt zudem, es hätte der Hinweis des Herstellers kommen müssen, dass der AquaDom "nicht ewig" hält.
Die Betreiber und Konstrukteure des geborstenen AquaDoms in Berlin waren nach Ansicht eines Experten für solche Plexiglas-Bauten zu unvorsichtig. Der frühere Eigentümer der Firma Schuran Seawater Equipment, das ebenfalls große Aquarien herstellt, Hermann Schuran, sagte der "Bild"-Zeitung: "Das ist eine Zeitbombe."
Der niederländische Unternehmer war nach eigenen Angaben zur Jahrtausendwende ebenfalls für den Bau des AquaDoms angefragt worden, sagte laut "Bild"-Zeitung jedoch ab, weil es ihm zu groß erschien. Er sagte nun: "Man kann nicht generell sagen, wie lange so etwas hält. Es gibt Rechenbeispiele mit 25 Jahren."
Der AquaDom wurde vor 19 Jahren eröffnet, ist in seiner Dimension jedoch ohne Vorbild. Die Firma ICM Concept International Management, eine Tochterfirma des Acrylglasherstellers Reynolds Polymer hätte nach Ansicht Schurans sagen müssen: "Der Dom hält nicht ewig." Dennoch habe die Firma im Sommer 2001 eine Sondergenehmigung beim Berliner Bausenat beantragt, der ein halbes Jahr später zugestimmt wurde. Diese habe keine zeitliche Begrenzung enthalten.
Prüfvorgaben sollen gefehlt haben
Schuran zufolge sei mindestens alle zwei Jahre eine Überprüfung des AquaDoms durch den Betreiber notwendig gewesen, "sonst ist das fahrlässig". Solche konkreten Prüfvorgaben seien jedoch nicht in der behördlichen Genehmigung enthalten gewesen, so die "Bild"-Zeitung. Der Bausenat lässt dem Blatt zufolge nur mitteilen, dass die Genehmigung die Verpflichtung zu "regelmäßigen" Kontrollen von Konstruktion und Einzelteilen vorgegeben habe.
Schurans Aussagen legen ein Versäumnis bei der Herstellung des AquaDoms nahe: "Das ganze Aquarium hätte nach dem Bau und später nach der Sanierung mit einem Ofen auf 80 Grad aufgeheizt werden müssen. Das ist möglich, aber sehr aufwendig." Werde dies unterlassen, könnten Spannungsrisse im Glas entstehen, so Schuran.
(Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 21. Dezember 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, jog