Zusammenstoß mit LKW Mehr als hundert Verletzte bei Zugunglück in Russland
29.07.2024, 17:18 Uhr Artikel anhören
Ein LKW im Südwesten Russlands rollt an einem Bahnübergang auf die Gleise, dann knallt es. Ein Zug mit Hunderten Fahrgästen kollidiert mit dem Fahrzeug. Fast alle Waggons entgleisen. Zum Glück kommt niemand ums Leben. Die Bahn macht dem Fahrer schwere Vorwürfe.
Bei der Kollision eines Zuges mit einem Lastwagen an einem Bahnübergang sind im Südwesten Russlands mehr als hundert Menschen verletzt worden. Wie der Gouverneur der Region Wolgograd mitteilte, war der Zug mit etwa 800 Passagieren unterwegs von Kasan in der Teilrepublik Tatarstan in den Schwarzmeer-Badeort Adler, als er an einem unbeschrankten Bahnübergang auf einen LKW auffuhr.
Das Katastrophenschutzministerium erklärte im Messengerdienst Telegram, durch den Zusammenprall seien vier Kilometer vom Bahnhof Kotelnikowo entfernt neun Waggons entgleist und acht von ihnen umgestürzt. Nach vorläufigen Informationen seien "mehr als hundert Menschen" verletzt worden.
Russlands staatliche Bahngesellschaft erklärte, von den 803 Passagieren hätten 140 Prellungen und Schürfwunden erlitten. 16 Menschen, darunter ein Kind, seien ins Krankenhaus eingeliefert worden. Auch der Fahrer des Lastwagens sei unter den Schwerverletzten. Berichte, wonach zwei Menschen ums Leben gekommen waren, bestätigten die Behörden nicht.
Russische Online-Medien veröffentlichten ein Video, in dem umgestürzte und eingedrückte Waggons zu sehen waren. Einige Reisende befreiten sich demnach, indem sie aus den Zugfenstern kletterten. Laut Katastrophenschutzministerium waren mehr als 300 Rettungskräfte und mehr als hundert Rettungsfahrzeuge im Einsatz.
LKW-Fahrer soll Rotsignal übersehen haben
Das russische Ermittlungskomitee, das für die Untersuchung schwerer Vergehen zuständig ist, leitete nach eigenen Angaben strafrechtliche Ermittlungen ein. Die Bahngesellschaft machte den Lastwagenfahrer für das Unglück verantwortlich. Dieser habe "die Verkehrsregeln grob verletzt", als er auf den Bahnübergang gefahren sei. Demnach habe der Lastwagenfahrer trotz Rotsignals den Bahnübergang zu überqueren versucht. Das Signalsystem an der Bahnstrecke habe tadellos funktioniert.
Weiter hieß es von der Bahn, der Zug sei zum Zeitpunkt des Unfalls mit 65 Kilometern pro Stunde unterwegs gewesen. Der Lokführer habe noch die Notbremse betätigt, "aber der Zusammenstoß konnte wegen der geringen Distanz nicht verhindert werden".
Die Waggons sollen mit Spezialtechnik wieder aufgerichtet werden. Sie waren durch die Wucht der Vollbremsung von den Gleisen gekippt. Bahnchef Oleg Belosjorow übernahm nach RZD-Angaben selbst die Kontrolle über die Bergungsarbeiten. Der Verkehr auf der Strecke wurde vorübergehend eingestellt. Züge in die Schwarzmeer-Kurorte wurden über andere Schienenwege umgeleitet.
Die Eisenbahn ist im flächenmäßig größten Land der Erde eines der wichtigsten und verlässlichsten Verkehrsmittel überhaupt. Unfälle sind vergleichsweise selten. In den vergangenen Jahren gab es aber mehrfach Sabotageakte an Bahngleisen - von Gegnern des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Der Schienenweg ist auch für das Militär von großer Bedeutung, um die Truppen in der Ukraine mit Nachschub zu versorgen.
Quelle: ntv.de, als/AFP/rts/dpa