Erdogan: IS "wahrscheinlicher Urheber" 50 Tote bei Anschlag auf Hochzeitsfeier
21.08.2016, 08:32 Uhr
Während einer Hochzeitsfeier im türkischen Gaziantep kommt es plötzlich zu einer verheerenden Explosion: Mindestens 50 Menschen sterben - Dutzende weitere werden verletzt. Staatschef Erdogan ist sich sicher: Hinter der Attacke steckt der Islamische Staat.
Nach dem Anschlag auf eine Hochzeitsfeier im türkischen Gaziantep ist die Zahl der Toten auf 50 gestiegen. Das teilte der Gouverneur der Stadt, Ali Yerlikaya, mit. Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte zuvor die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) als "wahrscheinlichen Urheber" der Tat bezeichnet. "Unser Land und unsere Nation haben erneut nur eine Botschaft an diejenigen, die uns angreifen: Ihr werdet keinen Erfolg haben!" Die Dschihadisten beherrschen unweit der nahen Grenze weite Gebiete Syriens.
Bei dem Attentat, das vermutlich durch einen Selbstmörder mit Sprengstoffgürtel verübt wurde, sind am Abend fast einhundert Menschen getötet oder verletzt worden. Bekannt hat sich bisher niemand zu der Tat. Erdogan sagte, Ziel solcher Anschläge sei es offenbar, verschiedene Bevölkerungsgruppen "entlang ethnischer und religiöser Linien gegeneinander aufzuwiegeln". Die Türkei werde solchen Provokationen aber nicht nachgeben und stattdessen "Einheit, Solidarität und Brüderlichkeit" demonstrieren, so der Präsident.
Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu explodierte der Sprengsatz inmitten einer Hochzeitsgesellschaft, die auf offener Straße im Beybahce-Viertel von Gaziantep feierte. Nach Angaben der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP handelte es sich um eine kurdische Hochzeit - unter den Todesopfern seien auch mehrere Kinder. In sozialen Medien kursierten Videos, die chaotische Szenen zeigten. Menschen schalteten die Taschenlampenfunktion ihres Smartphones ein und irrten auf der Suche nach verletzten Freunden und Angehörigen umher. Am Boden lagen viele blutende Menschen.
Ankara verhängt Nachrichtenverbot
Kurz nach dem Anschlag verhängte die Rundfunkbehörde ein teilweises Nachrichtenverbot, wie dies bereits bei früheren Attentaten der Fall gewesen war. In seiner Stellungnahme machte Erdogan erneut klar, dass er keinen Unterschied zwischen der verbotenen PKK, der Bewegung des Islam-Predigers Fetullah Gülen und dem IS sehe. Derweil reagierte die HDP, die drittgrößte Partei im türkischen Parlament, entsetzt. "Wir verurteilen und verdammen diejenigen, die diese Attacke verübt haben, und die Kräfte und Ideologien hinter ihrem Handeln", hieß es in einer Stellungnahme.
Die rund 1,5 Millionen Einwohner zählende Stadt Gaziantep liegt unweit der Grenze zum Bürgerkriegsland Syrien. Neben der PKK operiert im Südosten der Türkei auch die IS-Miliz, die dort schon mehrfach Anschläge verübt hat. Unklar ist, ob zwischen dem Anschlag in Gaziantep und dem Bürgerkrieg in Syrien ein direkter Zusammenhang besteht. Die kurdischen Volksschutzeinheiten sind in Syrien der wichtigste Partner des Westens im Kampf gegen den IS und beherrschen Teile der Grenze zur Türkei.
Zuspruch aus Deutschland und Frankreich
Die deutsche und die französische Regierung haben den Terroranschlag von Gaziantep mit mindestens 50 Toten verurteilt und der Türkei ihr Beileid ausgesprochen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier sprach am Sonntag von einem "grauenvoller Angriff". Aus einer Hochzeitsfeier, einem Fest der Freude, sei ein Alptraum geworden. "Wir sind in Gedanken bei den Opfern, ihren Familien und Freunden und trauern mit ihnen", sagte er laut Mitteilung in Berlin.
Der französische Präsident François Hollande verurteilte den "schändlichen Anschlag". Frankreich stehe an der Seite aller, die gegen den Terrorismus kämpfen, hieß es in einer Mitteilung des Élyséepalastes.
Quelle: ntv.de, jug/dpa/AFP