Zehn Kilometer in Hausschuhen 98-jährige Ukrainerin entkommt zu Fuß den Russen
01.05.2024, 15:17 Uhr Artikel anhören
Die russische Armee dringt in einigen Regionen der Ukraine Stück für Stück vor. Als Otscheretyne zur Zielscheibe wird, entschließen sich Lidia Stepaniwna Lomikowska und ihre Familie zur Flucht. Die 98-Jährige kämpft sich allein durch. Jetzt kann sie auf eine besondere Unterkunft hoffen.
Mit Gehstock und in Hausschuhen ist eine 98 Jahre alte Ukrainerin aus von Russen besetztem Gebiet geflohen. Sie und ihre Familie hätten sich zur Flucht aus Otscheretyne in der Region Donezk entschlossen, nachdem die Invasionstruppen vergangene Woche in die Stadt eingedrungen seien und die Kämpfe zugenommen hätten, berichtete Lidia Stepaniwna Lomikowska, nachdem sie ukrainisch kontrolliertes Gebiet erreicht hatte, in einem von der Nationalpolizei verbreiteten Video.
Im Chaos der Flucht sei sie von ihrem Sohn und ihren beiden Schwiegertöchtern getrennt worden. Während ihre Verwandten auf Nebenwege ausgewichen seien, sei sie auf der Hauptstraße weitergegangen.
Mit einem Stock in der einen Hand und einem zersplitterten Holzstück in der anderen sei sie zehn Kilometer weit den ganzen Tag ohne Essen und Trinken in Richtung der ukrainischen Linien gelaufen, berichtete Lomikowska. Zweimal sei sie gestürzt. "Einmal verlor ich das Gleichgewicht und fiel ins Unkraut. Ich schlief ein wenig und setzte dann meinen Weg fort. Und dann - zum zweiten Mal - bin ich wieder gefallen. Aber dann stand ich auf und dachte mir: 'Ich muss weitergehen, Stück für Stück'", berichtete die Greisin.
Schon den Zweiten Weltkrieg überlebt
Lomikowska sei schließlich von Soldaten gerettet worden, die sie am Abend auf der Straße entdeckt hätten, sagte der Sprecher der Nationalpolizei in Donezk, Pawlo Diatschenko. Sie hätten sie einer Polizeieinheit namens Weiße Engel übergeben, die Zivilisten von der Frontlinie evakuiert. Diese habe dann Kontakt mit Lomikowskas Familie aufgenommen.
Die 97-Jährige sagte, sie habe schon den Zweiten Weltkrieg überlebt. "Jetzt musste ich auch diesen Krieg durchmachen und am Ende bleibt mir nichts", sagte sie. Damals habe sie kein Haus brennen sehen, aber jetzt stehe alles in Flammen.
Der Direktor einer der größten Banken der Ukraine hörte von der Geschichte. "Die Monobank wird Lidia Stepaniwna ein Haus kaufen und sie wird sicher darin leben, bis diese Abscheulichkeit aus unserem Land verschwindet", versprach Oleh Horochowskyi.
Quelle: ntv.de, fzö/AP