Nach Vorfall beim ZDF ARD überprüft Ortskräfte im Gazastreifen auf Hamas-Verbindung
30.10.2025, 15:52 Uhr Artikel anhören
Die Verwüstungen durch den Krieg sind in Gaza immens.
(Foto: picture alliance / Anadolu)
Ein für das ZDF arbeitender Techniker wird im Gazastreifen durch einen gezielten Angriff Israels getötet. Der Sender reagiert zunächst entsetzt, muss dann aber einräumen, dass der getötete Ingenieur Hamas-Mitglied war. Nun reagiert auch die ARD und holt Erkundigungen über ihre Mitarbeiter in Gaza ein.
Die ARD hat ihre Ortskräfte im Gazastreifen auf mögliche Verbindungen zur radikalislamistischen Hamas überprüft - Hintergrund ist die bekannt gewordene Hamas-Mitgliedschaft eines im Gazastreifen getöteten Technikers einer Produktionsfirma, die mit dem ZDF zusammengearbeitet hatte. Wie ein Sprecher des für die ARD-Nahost-Berichterstattung zuständigen Bayerischen Rundfunks der "Bild"-Zeitung mitteilte, arbeite der Sender - anders als das ZDF - "nicht mit Produktionsfirmen oder Medienbüros im Gazastreifen zusammen, sondern mit wenigen Einzelpersonen".
Nach dem Vorfall im Zusammenhang mit dem ZDF habe die ARD ihre Mitarbeiter im Gazastreifen kontaktiert und sich versichern lassen, dass diese keine Verbindungen zur Hamas hätten, erklärte ein Sprecher demnach. "Darüber hinaus wurden frühzeitig weitere Maßnahmen ergriffen, um das sicherzustellen, beispielsweise wurden Social-Media-Profile überprüft und ausgewertet." Die für die ARD tätigen Mitarbeiter im Gazastreifen hätten gegenüber dem Studio des Senders in Tel Aviv "glaubhaft gemacht, dass keine Nähe zu Terrororganisationen besteht. Sie haben dies aktuell jeweils noch einmal versichert."
Das Material, das die ARD ausstrahle, werde "nach strengen journalistischen Kriterien bearbeitet". Dazu gehöre "unter anderem auch der Abgleich mit weiteren Quellen, wie zum Beispiel internationalen Hilfsorganisationen und den israelischen Streitkräften", teilte der Bayerische Rundfunk der "Bild" mit.
ZDF-Techniker war Hamas-Mitglied
Anfang der Woche hatte die bekannt gewordene Hamas-Mitgliedschaft des Technikers im Gazastreifen für Kritik am ZDF gesorgt. Der bei einem israelischen Angriff getötete 37-Jährige war bei der auch im Auftrag des ZDF arbeitenden Produktionsfirma PMP beschäftigt.
Das ZDF hatte bereits am Montag mitgeteilt, die israelische Armee habe auf Bitten des Senders ein Dokument vorgelegt, aus dem die Hamas-Mitgliedschaft des Mannes hervorgehe. Das ZDF betonte, dass es keine Anhaltspunkte dafür gebe, dass weitere Mitarbeiter von PMP Hamas-Mitglieder sein könnten. Die Zusammenarbeit mit PMP sei aber bis auf Weiteres eingestellt worden.
Union übt scharfe Kritik an ZDF
Damit gaben sich Unionspolitiker jedoch nicht zufrieden. "Dass ein Hamas-Terrorist für das ZDF gearbeitet hat, ist ein ungeheuerlicher Vorgang", sagte CSU-Generalsekretär Martin Huber der "Bild". "Das ist ein schwerer Schaden für die Glaubwürdigkeit und die bisherige Berichterstattung über den Konflikt." Huber forderte Konsequenzen: "Das ZDF und alle Berichterstatter müssen sicherstellen, dass sie nicht Hamas-Terroristen beschäftigen und Hamas-Propaganda verbreiten."
Auch Armin Laschet, der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, kritisierte das ZDF: "Dass das ZDF in zwölf Jahren Zusammenarbeit nicht bemerkt, dass einer ihrer Mitarbeiter zeitgleich als Zugführer für die Hamas aktiv an Terrorismus gegen Israel beteiligt ist, spricht für sich", sagte Laschet der "Bild". "Die Tarnung als angebliche Journalisten und Techniker ist eine der perfidesten Methoden der Islamisten. Leider sind allzu viele Medien weltweit auch bei ihrer Berichterstattung darauf reingefallen."
Bildungsministerin Karin Prien hat die deutsche Berichterstattung über den Gaza-Krieg nach eigenen Worten "sehr häufig als sehr einseitig" wahrgenommen. Auch sie sehe das Elend der Palästinenser, sagte sie während ihrer aktuellen Israel-Reise im Podcast "Constantin Schreiber" der "Welt". Sehr häufig sei es in den Medien aber zu einer "latenten oder sogar ausgesprochenen Täter-Opfer-Umkehr" gekommen, "auch und gerade im öffentlich-rechtlichen Rundfunk". "Und es ist eben so, dass das, was in Israel passiert ist, in deutschen Medien zu wenig wahrgenommen wird, auch darüber viel zu wenig berichtet worden ist." Die Gesellschaft sei stark traumatisiert.
Quelle: ntv.de, gut/AFP/dpa