Attacke auf Odessa Abgeschossene russische Drohne tötet drei Menschen
23.02.2024, 14:09 Uhr Artikel anhören
Feuerwehrleute löschen ein brennendes Gebäude nach einem russischen Angriff auf Odessa.
(Foto: picture alliance/dpa/Ukrainian Emergency Service via AP)
Russland überzieht die Ukraine immer wieder mit Drohnen- und Raketenangriffen. In der Nacht trifft es die Hafenstadt Odessa. Zwar kann die Flugabwehr den russischen Drohnenschwarm abwehren, aber einen tödlichen Einschlag nicht verhindern. Für Geflüchtete aus dem Osten hat er fatale Folgen.
Mit Drohnenangriffen auf die ukrainische Hafenstadt Odessa hat Russland vor dem zweiten Jahrestag seines Angriffskriegs mindestens drei Menschen getötet. Die Opfer starben nach Angaben der Behörden in den Trümmern eines völlig zerstörten Industriegebäudes, das in der Nacht auch ausbrannte. "Dieses Mal wurden in Richtung Odessa neun Drohnen eingesetzt", sagte die Sprecherin der Südgruppierung der ukrainischen Armee, Natalja Humenjuk, vor Journalisten. Sie bezeichnete den nächtlichen Angriff als weiteren Test der Flugabwehr durch das russische Militär.
Unter anderem habe Russland mehrere Antiradarraketen eingesetzt, sagte Humenjuk. Diese hätten jedoch alle aufgrund einer schlechten Produktionsqualität ihr Ziel nicht erreicht. Alle Drohnen seien dagegen getroffen worden, eine abgeschossene Drohne aber auf das Industriegebiet gestürzt. "Es gab ein Feuer auf einer Fläche von 500 Quadratmeter. Leider hat die Bekämpfung sehr lange gedauert", sagte sie. Die drei Menschen hätten nicht gerettet werden können.
"Ich hörte die Drohnen und das Abwehrfeuer. Dann die Explosion", sagte die Nachtwächterin der Anlage, Olena Knap am Ort des Einschlags. Bei den Getöteten handele es sich um Verwandte des Firmeninhabers. Sie seien Flüchtlinge aus dem Osten der Ukraine gewesen, die in der Näherei gewohnt hätten. Sie selbst trägt Stunden nach der Explosion Habseligkeiten aus dem Wachhäuschen wenige Meter vor dem getroffenen Gebäude, in dem sie den Einschlag unverletzt überlebt habe. Sie sei aus einem Fenster geklettert und sagt: "Ich war wie taub durch den Knall."
Odessa im Fokus der russischen Angriffe
Odessa hat für die Ukraine eine enorme wirtschaftliche Bedeutung. Die Hafenstadt ist logistisch das Tor zur Welt und so sind Angriffe in diesem Gebieten auch Teil der russischen Versuche, den Außenhandel der Ukraine abzuschneiden. Von den eigentlich 18 Seehäfen der Ukraine seien derzeit nur 6 in Betrieb, sagte Dmytro Barinow, der Vizechef der staatlichen Hafenbehörde, in Odessa. Darunter seien drei Häfen im Donau-Gebiet, die nur einen geringen Tiefgang der Schiffe von etwa sieben Metern erlaubten. Viel größere Kapazitäten gebe es in den drei Häfen im Großraum Odessa. "Bei jedem Luftalarm gehen die Arbeiter in die Schutzräume", sagte er.
Zudem habe es gezielte Angriffe gegeben, wie im vergangenen Jahr, als ein Lotse von einem Raketentreffer auf der Brücke eines Handelsschiffes getötet worden sei. Russland wolle den zivilen Seeverkehr stören. Die Handelsschiffe fahren Odessa auf Routen im Schutz der Küste an und warten auf der anderen Seite des Bosporus - also im Marmarameer vor Istanbul - auf ihr Zeitfenster zur Einfahrt.
Die Führung in Kiew fordert immer wieder noch mehr Unterstützung vom Westen beim Ausbau der Flugabwehr, um die Städte im Land noch besser vor Angriffen mit Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen schützen und so mehr Menschenleben retten zu können.
Quelle: ntv.de, gut/dpa