Politik

Berichte über Symptome Abramowitsch und ukrainische Delegation vergiftet?

Soll zwischen Ukraine und Russland vermitteln: Roman Abramowitsch.

Soll zwischen Ukraine und Russland vermitteln: Roman Abramowitsch.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Nach dem Überfall auf die Ukraine soll der russische Oligarch Roman Abramowitsch zwischen den Kriegsparteien vermitteln. Dabei könnte es gefährlicher als gedacht gewesen sein: Er soll nach dem ersten Treffen über Vergiftungssymptome geklagt haben. Ein angeblich Betroffener dementiert den Bericht.

Der russische Oligarch Roman Abramowitsch und ukrainische Friedensunterhändler sollen nach einem Treffen in Kiew Anfang März unter mutmaßlichen Vergiftungssymptomen gelitten haben. Das hat ein Sprecher Abramowitschs der BBC bestätigt. Dem "Wall Street Journal" zufolge sollen auch zwei ukrainische Unterhändler Vergiftungssymptome entwickelt haben, das hätten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen dem Blatt gesagt.

Die Insider sprachen von roten und schmerzhaft tränenden Augen und Hautausschlag auf Gesicht und Händen. Auch das investigative Recherchenetzwerk Bellingcat bestätigte den Bericht. Mittlerweile seien alle Personen wieder wohlauf. Doch mittlerweile gibt es von mehreren Seiten Zweifel an dem Medienbericht.

Ein US-Vertreter sagte, dass Geheimdienstinformationen mit großer Wahrscheinlichkeit darauf hindeuteten, dass es sich um Umwelteinflüsse gehandelt hat, also nicht um Vergiftung. Zu Details wollte er sich nicht äußern. Auch aus der Ukraine wurde der Bericht zurückgewiesen. Alle Mitglieder der Verhandlungsgruppen würden normal arbeiten, sagte der ukrainische Unterhändler Mychajlo Podoljak örtlichen Medien zufolge. "Im Informationsbereich gibt es gerade viele Spekulationen, unterschiedliche Verschwörungsversionen und Elemente des einen oder anderen Informationsspiels." Auch der an der Delegation beteiligte ukrainische Abgeordnete Rustem Umerov hat sich auf seiner Facebook-Seite ähnlich geäußert.

Nach Bellingcat-Informationen hatte Abramowitsch zusammen mit einem weiteren russischen Unternehmer an der Seite von Umerov an den Verhandlungen teilgenommen. Demnach habe das Treffen am 3. März auf ukrainischem Gebiet stattgefunden. Nach dem Ende der Verhandlungen, gegen 22.00 Uhr, hätten sich drei Mitglieder der ukrainischen Delegation in ein Apartment in Kiew zurückgezogen. Die mutmaßlichen Vergiftungssymptome seien dort erstmals aufgetreten und hielten bis zum Morgen an, hieß es.

Chemische Waffe am wahrscheinlichsten

Am nächsten Tag sei die ukrainische Delegation weiter über Lwiw und Polen ins türkische Istanbul gereist, um die informellen Friedensverhandlungen mit Russland fortzusetzen, berichtete Bellingcat. Abramowitsch reist dem "Wall Street Journal" zufolge derzeit zwischen Russland und der Ukraine hin und her und versucht, in dem Konflikt zu vermitteln. Der Milliardär mit guten Verbindungen zum russischen Präsidenten Wladimir Putin war nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine von der EU und Großbritannien mit Sanktionen belegt worden - nicht aber von den USA.

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Nach dem Vorfall Anfang März hätten die Symptome in den folgenden Wochen allmählich abgenommen, hieß es bei Bellingcat. Offen bleibt, durch was sie ausgelöst wurden. Im "Wall Street Journal" wird die Vermutung aufgestellt, dass Moskauer Hardliner offenbar versuchten, die Verhandlungen zu sabotieren. Westliche Experten sagten der Zeitung zufolge, es sei schwer festzustellen, ob die mutmaßlichen Symptome durch einen chemischen, biologischen oder einen Strahlenangriff verursacht worden seien. Auch Bellingcat ist sich bei der Ursache unsicher. Experten hielten eine chemische Waffe für die wahrscheinlichste Ursache. Eine andere, weniger wahrscheinlichere Theorie sei, dass eine Mikrowellenbestrahlung die Symptome ausgelöst hätten.

Bellingcat zufolge haben die drei erkrankten Männer in den Stunden zuvor nur Schokolade und Wasser zu sich genommen. Ein viertes Mitglied der Delegation habe das Gleiche konsumiert, jedoch keine Symptome gezeigt. Experten hätten dem Recherchenetzwerk gesagt, dass es nicht möglich sei, abschließend zu klären, was der Auslöser gewesen ist, weil es in der Nähe der Opfer an spezieller Laborausrüstung fehlte. Auch seien weder die Art des Giftes, noch dessen Dosierung lebensgefährlich gewesen. Es sollte die Opfer offenbar nur erschrecken. Der Kreml reagierte auf "Wall Street Journal"-Anfrage nicht.

Quelle: ntv.de, ses/AFP/rts/dpa

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