"Kabine völlig ausgebrannt" Absturzstelle von Raisis Hubschrauber gefunden
20.05.2024, 04:52 Uhr Artikel anhören
Verdächtige Hitzequelle am Boden: Das Bild einer türkischen Drohne.
(Foto: picture alliance / Anadolu)
Nach stundenlanger Suche in abgelegenem Bergland erreichen Rettungskräfte den abgestürzten Hubschrauber des iranischen Präsidenten. Der Leiter des iranischen Halbmondes macht wenig Hoffnung darauf, Raisi und den iranischen Außenminister noch lebend zu bergen.
Rettungsteams im Iran haben nach einer mehrstündigen Suchaktion den Hubschrauber entdeckt, mit dem Präsident Ebrahim Raisi und Außenminister Hussein Amirabdollahian verunglückt sind. Die Situation sei "nicht gut", sagte der Chef des iranischen Roten Halbmonds, Pir-Hussein Kuliwand, im Staatsfernsehen. Die staatliche Nachrichtenagentur Irna veröffentlichte Bilder, die Trümmerteile eines völlig zerstörten Helikopters an einem Hang zeigen.
Die Rettungskräfte verschafften sich mit einer kleinen Kameradrohne einen Überblick. In einem Video beschrieben sie die Kabine des Hubschraubers als "völlig ausgebrannt". Nähere Details sind zunächst nicht bekannt. Zum Zeitpunkt, als der Hubschrauber gefunden wurde, "gab es keine Anzeichen dafür, dass die Passagiere noch am Leben sind", berichtete das Staatsfernsehen.
Zuvor hatte die türkische Luftwaffe am mutmaßlichen Absturzort des Hubschraubers eine verdächtige Hitzequelle am Boden ausgemacht. Eine vom Verteidigungsministerium für die Suche nach dem Helikopter bereitgestellte Drohne habe am frühen Morgen Aufnahmen von der Stelle geliefert, berichtete die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Die Koordinaten seien den iranischen Behörden übermittelt worden. Dazu veröffentlichte Anadolu ein Luftbild mit einem schwarzen Fleck, der sich deutlich von seiner Umgebung abhebt.
Der Hubschrauber mit Raisi und Amirabdollahian an Bord war am Sonntag auf der Rückreise von einem Termin im Nachbarland Aserbaidschan plötzlich vom Radar verschwunden. Zuletzt geortet wurde der Helikopter in der Provinz Ost-Aserbaidschan im Nordwesten des Landes. Strömender Regen und Wind erschwerten die Suche in der bergigen Region. An Bord des Hubschraubers waren neun Menschen, darunter auch der Gouverneur der Provinzhauptstadt Tabris. Die staatliche Nachrichtenagentur Irna meldete, dass Raisi in einem in den USA hergestellten Hubschrauber vom Typ Bell 212 unterwegs war.
Repression und Kopftuchzwang: Iraner feiern das Unglück
Irans Oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei rief die Bevölkerung nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Irna auf, sich keine Sorgen zu machen und keine Angst zu haben. "Es wird keine Unterbrechung der Regierungsgeschäfte geben", versicherte das geistliche Oberhaupt der Islamischen Republik. Die Staatsgeschäfte würden durch den Vorfall nicht beeinträchtigt. Er bete für die Unversehrtheit von Raisi.
Raisi war im August 2021 als neuer Präsident des Irans vereidigt worden. Der erzkonservative Kleriker wurde damit offiziell Nachfolger von Hassan Ruhani, der nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten durfte. Als Spitzenkandidat der politischen Hardliner sowie Wunschkandidat und Protegé Chameneis hatte Raisi die Präsidentenwahl im Juni mit knapp 62 Prozent der Stimmen gewonnen. Seine Regierung wird seit Jahren wegen der repressiven Politik und der Wirtschaftskrise kritisiert. Zuletzt hatte die Regierung ihren umstrittenen Kurs bei der Verfolgung des Kopftuchzwangs vorangetrieben.
In den sozialen Medien zeigten viele Iraner offen ihre Freude und Schadenfreude über das Unglück und wünschten den Hubschrauber-Insassen den Tod. Auch Bilder von Freudenfeuerwerken in Teheran machten die Runde. Irans Regierung warnte die eigene Bevölkerung davor, Nachrichten aus dem Ausland zu verfolgen.
Quelle: ntv.de, mau/dpa/rts