Politik

"Man wurde herausgeworfen" Afghanistan-Kämpfer zornig über Heuchelei

"Verlogener Krieg": Abschlussappell zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr am 30. Juni.

"Verlogener Krieg": Abschlussappell zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr am 30. Juni.

(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Pool)

Die chaotischen letzten Stunden der Bundeswehr in Afghanistan und der Umgang mit den Ortskräften führt bei vielen Soldaten zu Erbitterung. Ein eher linksgerichteter Arbeitskreis wirft der Politik Heuchelei und Verlogenheit vor. Veteranenvertreter befürchten einen Rechtsruck unter früheren Einsatzkräften.

Der kritische Soldatenarbeitskreis "Darmstädter Signal" bewertet Deutschlands Beteiligung am Einsatz in Afghanistan als "riesigen Fehler". "Der Einsatz war so verlogen wie die Überraschung [über das Ende] geheuchelt", sagte der Sprecher des Arbeitskreises, Florian Pfaff, dem Südwestrundfunk. "Man wurde im Grunde herausgeworfen. Man hatte die Standorte aufgeben müssen, weil der Druck zu groß war." Wer jetzt so tue, als hätte man sich auf die afghanische Armee verlassen, sei unehrlich, ergänzte Pfaff im Radioprogramm SWR Aktuell. Die Kriege im Irak und in Afghanistan bezeichnete er als sinnlos und verlogen.

Der eher linksgerichtete Arbeitskreis "Darmstädter Signal" bezeichnet sich als "das einzige kritische Sprachrohr von ehemaligen und aktiven Offizieren und Unteroffizieren sowie Soldatinnen und Soldaten und zivilen Angehörigen der Bundeswehr". Das erste Treffen des Arbeitskreises gab es 1983. Zu den Grundsätzen gehört laut Homepage die kritische Begleitung der "hinsichtlich des Auftrags der Streitkräfte, deren Bindung an Moral und Gesetze, die Umsetzung des Staatsbürgers in Uniform sowie nichtmilitärische Alternativen der Konfliktbewältigung".

Der Vorsitzende des Bundes Deutscher Einsatzveteranen, Bernhard Drescher, warnte angesichts der Entwicklungen in Afghanistan nach dem Abzug der Bundeswehr vor einer Radikalisierung altgedienter Soldaten. "Die Stimmung unter den Veteranen ist grottenschlecht", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Veteranenverband warnt vor rechtsorientierten Gruppen

Sie hätten das Gefühl, dass ihre Belange "noch nie interessiert" hätten. Angesichts der Bilder aus Kabul entstehe nun der Eindruck, dass ihre Arbeit zunichtegemacht werde. Schließlich ziehe man Schutzkräfte nicht ab, bevor nicht alles Schützenswerte in Sicherheit gebracht worden sei, so Drescher. Und die Helfer der Bundeswehr, also die afghanischen Ortskräfte, würden offenbar nicht für schützenswert gehalten.

Die Vorgänge würden "hochemotional aufgenommen". Drescher warnte: "Man verliert emotional eine Gruppe von Menschen, die für den Staat wichtig ist." In der Folge entstünden neuerdings rechtsorientierte Gruppen wie "Veteranen 5 n 12" oder der "Veteranen Pool". "Ich mache mir Sorgen, wie sich das weiterentwickelt."

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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