Politik

"Absolut, definitiv" Afghanistan plant Offensive gegen Taliban

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Ein Bezirk nach dem anderen fiel in Afghanistan zuletzt an die Taliban. Die Regierung habe deren Angriff nicht erwartet, heißt es nun - und es soll eine Gegenoffensive geben. Mehr als tausend Soldaten müssen allerdings nach Tadschikistan fliehen.

Die afghanische Regierung plant eine Gegenoffensive im Norden des Landes, um den Vormarsch der radikal-islamischen Taliban zu stoppen. Die Regierungsarmee habe den Angriff der Taliban nicht erwartet, sagte der nationale Sicherheitsberater Hamdullah Mohib der russischen Nachrichtenagentur RIA. Aber sie würden "absolut, definitiv" Gegenangriffe starten. Mohib ist ein wichtiger Berater des afghanischen Präsidenten Ashraf Ghani.

Im Westen Afghanistans töteten unterdessen Taliban nach Behördenangaben mindestens 16 Soldaten. Die Kämpfer hätten in der Nacht einen Stützpunkt in der Provinz Herat angegriffen, teilten örtliche Ratsmitglieder mit. Die Extremisten sind dort in vielen Bezirken aktiv und greifen häufiger Sicherheitskräfte an.

Derweil flohen mehr als tausend afghanische Soldaten nach Gefechten mit den Taliban nach Tadschikistan. 1037 afghanische Soldaten hätten in der Nacht zum Montag die Grenze überquert, "um ihr Leben zu retten", zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Chovar aus einer Stellungnahme des Komitees für nationale Sicherheit in Tadschikistan.

Die Taliban hätten "volle Kontrolle" über sechs Bezirke in der Provinz Badachschan an der Grenze zu Tadschikistan im Nordosten Afghanistans erlangt, hieß es weiter. Vor zwei Wochen nahmen die Taliban in Schir Chan Bandar bereits den wichtigsten Grenzübergang zwischen beiden Ländern ein.

US-Truppen verlassen Bagram

Die Taliban rücken seit Wochen vor und haben bereits zahlreiche Bezirke unter ihre Kontrolle gebracht, zuletzt vor allem im Norden des Landes. Allein am Wochenende nahmen sie nach Behördenangaben mindestens 28 Bezirke in mindestens acht Provinzen ein. Vorausgegangen war der Beginn des Abzuges ausländischer Truppen. Die USA planen, ihre Soldaten bis zum August vollständig zurückzuholen. Der strategisch wichtige Stützpunkt Bagram wurde bereits an die afghanischen Sicherheitskräfte übergeben. Die Bundeswehr, die in Masar-i-Scharif im Norden stationiert war, hatte am 30. Juni ihren Einsatz beendet und die letzten Soldaten abgezogen.

Beobachter befürchten, dass die Taliban nach dem vollständigen Abzug der NATO-Streitkräfte wieder die Macht in dem Land übernehmen könnten. In den vergangenen Wochen hat die Gewalt in dem Land am Hindukusch bereits stark zugenommen. Die Friedensgespräche zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung kommen nicht voran. Von 1996 bis zu ihrem Sturz durch die US-geführten Truppen 2001 hatten die Taliban Afghanistan beherrscht und die Menschenrechte, vor allem die Rechte der Frauen, im Land massiv beschnitten.

Quelle: ntv.de, mli/rts/AFP

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