Politik

Feministin reagiert auf Kritik Schwarzer: "Müssen russische Drohungen ernst nehmen"

Alice Schwarzer glaubt, dass nur Verhandlungen den Krieg in der Ukraine beenden können.

Alice Schwarzer glaubt, dass nur Verhandlungen den Krieg in der Ukraine beenden können.

(Foto: picture alliance/dpa)

Mit einem Brief an den Kanzler wollen Alice Schwarzer und andere Promis versuchen, eine Diskussion zu Waffenlieferungen anzuregen und eine Eskalation des Ukraine-Kriegs zu vermeiden. Die Aktion stößt auf heftige Kritik. Doch Schwarzer lässt nicht locker.

Feministin Alice Schwarzer hat Kritik an dem Offenen Brief zurückgewiesen, mit dem sie und andere Prominente vor einem Dritten Weltkrieg infolge der Waffenhilfe für die Ukraine warnen. Man sei an einem Punkt angekommen, an dem Deutschland und Westeuropa riskierten, Kriegspartei zu werden, sagte sie im Deutschlandfunk. Außenminister Lawrow etwa spreche über mögliche Atomschläge - das alles müsse man sehr ernst nehmen. Die einzige Antwort auf den Krieg könne nur sein, zu verhandeln.

Schwarzer und andere Prominente hatten in einem Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz appelliert, weder direkt noch indirekt schweren Waffen an die Ukraine zu liefern, um dem russischen Präsidenten Wladimir Putin kein Motiv für eine Ausweitung des Krieges zu geben. Vielmehr möge Scholz alles dazu beitragen, "dass es so schnell wie möglich zu einem Waffenstillstand kommen kann; zu einem Kompromiss, den beide Seiten akzeptieren können". Bis Montagmorgen wurde der Brief von rund 140.000 Menschen digital unterzeichnet.

Im ZDF-"Morgenmagazin" wies Schwarzer Vorwürfe zurück, man würde die Ukraine im Stich lassen. Auch dürfe man die Unterzeichner nicht in die rechte Ecke rücken. In Umfragen sei die Bevölkerung geteilt, ob man schwere Waffen in die Ukraine liefern solle. Darüber müsse man diskutieren. Bei der Lieferung von "Angriffswaffen" müsse man sich fragen, ob das von Russland als Kriegsbeteiligung interpretiert werde. Es gebe die Gefahr, in einen Dritten Weltkrieg hineinzurutschen. "Darum geht es", betonte Schwarzer.

"Militärische Erfolge nicht überbewerten"

Bereits in der "Bild"-Zeitung hatte Schwarzer betont, zum ersten Mal im Leben ernsthaft von der Gefahr eines neuen Weltkriegs überzeugt zu sein. Zwar sei Hilfe für die Ukrainer bei der Selbstverteidigung richtig, doch gehe es "um die sehr schwierige Grenzziehung zwischen Unterstützung zur Verteidigung und Lieferung von Waffen, die von Herrn Putin als Angriffswaffen verstanden werden können". Zudem dürfe man die "bewundernswerten" militärischen Erfolge der Ukraine bei der Verteidigung gegen Putins Truppen nicht überbewerten: "Solche punktuellen Siege sind eines. Die zweite Atommacht der Welt gesamt in die Knie zu zwingen, ist etwas anderes."

Nach der Veröffentlichung des Briefes war rasch breite Kritik daran laut geworden. So sagte Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann in einem Interview der "Stuttgarter Zeitung" und "Stuttgarter Nachrichten": "Wo sollen 'Kompromisse' sein, wenn Putin völkerrechtswidrig ein freies europäisches Land überfällt, Städte dem Erdboden gleichmacht, Zivilisten ermordet werden und Vergewaltigung systematisch als Waffe gegen Frauen eingesetzt wird?"

Quelle: ntv.de, mba/dpa

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