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Lehrer und Schulen "Werkzeug" Amnesty: Kreml verfolgt zunehmend auch Kinder

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Mädchen und Jungen während einer Ausbildung in einem Zentrum für militärpatriotische Erziehung im russischen Seweromorsk. Neben Verfolgung sind Kinder in Russland auch Indoktrination ausgesetzt.

Mädchen und Jungen während einer Ausbildung in einem Zentrum für militärpatriotische Erziehung im russischen Seweromorsk. Neben Verfolgung sind Kinder in Russland auch Indoktrination ausgesetzt.

(Foto: picture alliance/dpa/TASS)

Dass Kritik am Ukraine-Krieg in Russland gefährlich ist, ist nichts Neues. Laut Amnesty International gehen die russischen Behörden aber auch zunehmend gegen Minderjährige vor, die mit der Politik des Kremls nicht einverstanden sind. Die Organisation führt Fallbeispiele auf.

Die russischen Behörden gehen nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International zunehmend auch gegen Kinder vor, die sich kritisch zum Krieg in der Ukraine äußern. Wie Amnesty in einem Bericht darlegt, werden Minderjährige in Russland verfolgt, über die Schule indoktriniert oder instrumentalisiert, um Druck auf die Eltern auszuüben. "Entgegen aller Reden des Kremls über den Wert der Familie wird die Bindung zwischen Kindern und Eltern schamlos ausgenutzt, um Dissidenten zu verfolgen", kritisierte der Amnesty-Russland-Experte Oleg Koslowsky.

Schulen und Lehrer seien zum "Werkzeug für Verfolgung und willkürliche Einmischung des Staates" geworden. Kinder würden dort mit "falschen, von der Regierung vorgeschriebenen Narrativen" indoktriniert. Russland hat nach dem Beginn seines Krieges gegen die Ukraine Patriotismus-Unterricht an den Schulen eingeführt. Amnesty führt in seinem Bericht Beispiele auf. So sei die zehnjährige Warwara Galkina von der Moskauer Polizei verhört worden, weil ihr Profilbild bei WhatsApp eine proukrainische Zeichnung zeigte. Die Polizei bedrohte zudem Warwaras Mutter, Elena Jolicoeur, und durchsuchte das Zuhause der Familie, heißt es in dem Bericht weiter.

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Jolicoeur beschloss, aus Russland zu fliehen, wie sie gegenüber Amnesty sagte. "Ich wollte nicht, dass meine Kinder ein Doppelleben führen müssen, bei dem sie so tun müssen, als wären sie mit der Regierung einverstanden oder würden den Krieg unterstützen." Ein weiterer Fall, über den Amnesty berichtet, ist der von Jegor Balasejkin aus St. Petersburg: Der 16-Jährige soll den Angaben zufolge von einem Militärgericht zu sechs Jahren Haft verurteilt worden sein, weil er mit Benzin und Diesel gefüllte Flaschen auf zwei Registrierungszentren der Armee warf.

"Seine Handlungen, die keinen Schaden verursacht haben, wurden unverhältnismäßig als 'Terroranschläge' gewertet", heißt es in dem Amnesty-Bericht. In keinem der Fälle hätten Beauftragte für Kinderrechte eingegriffen. "In dieser verkehrten Welt, zu der Russland immer mehr wird, werden die Polizei, Gerichte und sogar Schulen für Kinder zur Gefahr, wenn sie nicht mit der Regierung einverstanden sind", erklärte Koslowsky.

Quelle: ntv.de, lar/AFP

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