"Widerstand gegen Reformen" Amnesty kritisiert Rückschritte für Arbeiter in Katar
03.07.2022, 13:02 Uhr
Amnesty International spricht von Zwangsarbeit und nicht aufgeklärten Todesfällen von Arbeitsmigranten.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Lange gelten die Arbeitsbedingungen für Migranten in Katar als katastrophal - bis die Regierung in dem Emirat Reformen umsetzt. Nun spricht Amnesty International jedoch von einem "Nachlassen des Reformfortschrittes". Verletzungen des Arbeitsrechts blieben in aller Regel ohne Konsequenzen.
Wenige Monate vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar hat die Menschenrechtsorganisation Amnesty International alarmierende Entwicklungen mit Blick auf die Arbeitsbedingungen für Migranten festgestellt. Nachdem sich die katarische Regierung in der Vergangenheit zu weitreichenden Reformen im Bereich der Arbeitsgesetzgebung durchgerungen habe, sei es 2021 zu einem "Nachlassen des Reformfortschrittes" gekommen.
Teilweise seien "durch Untätigkeit der katarischen Regierung sogar bereits erreichte Fortschritte rückgängig gemacht" worden, heißt es in einer Stellungnahme von Amnesty International vor der öffentlichen Anhörung des Sportausschusses des Bundestages zur Fußball-WM. "Innerhalb der katarischen Wirtschaft formiert sich zunehmend Widerstand gegen die Reformen, aus Sorge Einfluss und Profitmöglichkeiten zu verlieren", heißt es weiter.
Verletzungen des Arbeitsrechts bleiben demnach in aller Regel straflos und ohne Konsequenzen. In einer Untersuchung der Arbeitsbedingungen in der privaten Sicherheitsbranche gebe es laut Amnesty International in sechs von acht untersuchten Firmen Arbeitsbedingungen, die der Zwangsarbeit entsprechen. Auch seien 2021 bis zu 70 Prozent aller Todesfälle von Arbeitsmigranten nicht angemessen untersucht worden.
Kritik von LGBTQI+ Community
Das reiche Emirat steht international immer wieder wegen der Ausbeutung von Arbeitern in der Kritik. In Katar leben laut Amnesty International rund zwei Millionen Arbeitsmigranten. Sie kommen vor allem aus armen Ländern wie Bangladesch, Nepal oder Indien. Viele von ihnen arbeiten auf WM-Baustellen.
Amnesty International hatte zuletzt auch beklagt, dass Frauen sowie lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen (LGBTQI+) "sowohl durch Gesetze als auch im täglichen Leben weiterhin diskriminiert" würden. Offiziell haben die Regierung des Emirats und der Weltverband FIFA angegeben, dass jeder bei der WM, die vom 21. November bis 18. Dezember in Katar stattfindet, willkommen sei.
Quelle: ntv.de, can/dpa