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Hilferuf aus Kibbuz An diesen Orten in Israel wird noch gekämpft

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Eine Polizeistation in der Grenzstadt Sderot wurde bei den Kämpfen völlig zerstört.

Eine Polizeistation in der Grenzstadt Sderot wurde bei den Kämpfen völlig zerstört.

(Foto: AP)

Mehr als 24 Stunden nach Beginn der Terroroffensive befinden sich immer noch Hamas-Kämpfer auf israelischem Gebiet. In einem dramatischen Hilferuf berichtet ein Kibbuzbewohner aus einem umkämpften Ort und appelliert an die Armee, mehr Soldaten zu schicken.

Nach Angaben der israelischen Regierung haben die Sicherheitskräfte die am Samstag von der palästinensischen Hamas angegriffenen Gebiete weitgehend wieder unter ihre Kontrolle gebracht. Die "erste Phase" der Militäroperation "Eiserne Schwerter" sei beendet, hieß es nach einer Sitzung des israelischen Sicherheitskabinetts. Armeeangaben zufolge ist auch die Grenze zum Gazastreifen, die Hunderte palästinensische Terroristen überquert hatten, wieder vollständig geschlossen. Allerdings halten sich weiterhin an mehreren Orten innerhalb Israels bewaffnete Kämpfer aus dem Palästinensergebiet auf und liefern sich Gefechte mit Sicherheitskräften.

Armeesprecher Daniel Hagari bestätigte Berichte, wonach sie weiter Geiseln in ihrer Gewalt haben. Die Kämpfe "zur Befreiung von Geiseln" dauerten an, so Hagari. Israelische Medien berichteten, in den Orten Beeri und Ofakim seien mehrere Geiseln befreit worden. Die israelische Armee lehnte einen Kommentar zu den Berichten ab.

Die Zeitung "Haaretz" berichtet über den Hilferuf von Bewohnern aus Kfar Asa. Das Kibbuz liegt nur wenige Hundert Meter vom Grenzzaun zwischen Israel und dem Gazastreifen entfernt. Einige Bewohner harrten immer noch in Schutzräumen verschanzt aus und warteten auf Hilfe. "Kfar Asa ist immer noch im Krieg", berichtet ein Bewohner "Haaretz" mehr als 24 Stunden nach Beginn des Hamas-Angriffs. "Terroristen laufen immer noch im Kibbuz! Sie schießen auf den Gehwegen, verstecken sich auf den Dächern, einige von ihnen sind in den Häusern mit Geiseln." Zwar lieferten sich Soldaten innerhalb der Siedlung Gefechte und hätten begonnen, den Ort Haus für Haus zu evakuieren. Aber etwa die Hälfte von Kfar Asa sei noch unter Kontrolle der Terroristen.

Der Grenzort sei zudem von der Strom- und Wasserversorgung abgeschnitten. Unter den ausharrenden Bewohnern, so der Zeuge gegenüber "Haaretz" seien auch Verwundete, die dringend Hilfe benötigten. "Bitte helft uns und schickt mehr Soldaten in den Kibbuz!", schließt der Bewohner seinen Appell.

Kassam-Brigaden: Kämpfen noch an sieben Orten

Den Berichten zufolge wird neben Kfar Asa auch an anderen Orten weiter gekämpft. Die Kassam-Brigaden - der für die Angriffe verantwortliche, bewaffnete Arm der in Gaza herrschenden Hamas - teilte mit, dass noch es an insgesamt sieben Orten innerhalb Israels anhaltende Gefechte geben. Dazu gehören die unmittelbar an der Grenze gelegenen Ortschaften Jatid, Kissufim, Beeri, Kfar Asa, Sderot und Jad Mordechai sowie die einige Kilometer westlich nahe Beerscheba gelegene Kleinstadt Ofakim.

In Ofakim beendete die Armee am Morgen nach eigenen Angaben eine Geiselnahme. Soldaten hätten ein Gebäude gestürmt und zehn Terroristen getötet, berichtete die Nachrichten-Website Ynet und der Sender i24NEWS. Drei israelische Soldaten seien verletzt worden. In Sdeort töteten israelische Sicherheitskräfte zudem mehrere Hamas-Angehörige, die eine Polizeistation unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Das israelische Militär erklärte, seit gestern Hunderte palästinensischen Kämpfern getötet und Dutzende gefangen genommen zu haben.

Am Samstagmorgen hatte die Hamas aus dem Gazastreifen bei einem Großangriff einen Raketenhagel auf Israel abgefeuert. Bewaffnete Kämpfer drangen auf israelisches Gebiet, töteten dort mindestens 250 Soldaten und Zivilisten und nahmen etliche Geiseln, die sie teilweise in den Gazastreifen verschleppten.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach von einem Krieg und kündigte eine nie dagewesene Vergeltung für den Angriff an, der das Land offenbar völlig unvorbereitet traf. Durch Raketenbeschuss Israels starben im Gazastreifen nach Angaben der Palästinenser mehr als 300 Menschen und es gab mindestens 2000 Verletzte.

Quelle: ntv.de, mbo

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