Chinesisches Schiff im Verdacht Anker bei beschädigter Finnland-Pipeline gefunden
24.10.2023, 18:39 Uhr Artikel anhören
Foto des finnischen Grenzschutzes von dem in Hongkong registrierten Frachtschiff "Newnew Polar Bear".
(Foto: IMAGO/Lehtikuva)
Ermittler haben vermutlich den Verursacher der Schäden an der Erdgaspipeline zwischen Finnland und Estland gefunden: einen Anker. Der könnte von einem chinesischen Schiff stammen, das zum Zeitpunkt der Beschädigung in der Nähe gewesen sein soll. Allerdings gibt es keinen Kontakt zu dem Frachter.
Der Schaden an einer Gaspipeline zwischen Estland und Finnland wurde nach Angaben der finnischen Behörden vermutlich durch den Anker eines chinesischen Frachtschiffs verursacht. Risto Loh von der finnischen Polizei sagte bei einer Pressekonferenz, ein sechs Tonnen schwerer Anker sei aus dem Meer geborgen worden. Die Polizei veröffentlichte auch Fotos von mutmaßlichen Schleifspuren des Ankers auf dem Meeresgrund. Der schleifende Anker prallte den Angaben zufolge vermutlich mit der Ostsee-Pipeline Balticconnector zusammen und wurde dabei von dem Frachter "Newnew Polar Bear" abgerissen.
Der unter der Flagge Hongkongs fahrende Frachter habe die Gegend zum Zeitpunkt des Vorfalls offenbar durchfahren, sagte Lohi. Die Polizei versuchte demnach, mit dem Kapitän des Schiffs in Kontakt zu treten, bekam aber keine Antwort. Die Polizei konnte den Frachter auch nicht untersuchen, weil er sich inzwischen in russischen Gewässern befindet. Lohi sagte aber, es gebe Berichte über Beobachtungen, denen zufolge der Anker am linken Bug der "Newnew Polar Bear" zu fehlen scheine. Der Polizeivertreter wollte nicht darüber spekulieren, ob es sich um einen Unfall oder um Sabotage handelt.
Die finnischen Ermittler hatten die "Newnew Polar Bear" bereits am Freitag mit dem Vorfall in Verbindung gebracht. "Die Bewegungen des Schiffes 'Newnew Polar Bear', das unter der Flagge von Hongkong fährt, stimmen mit dem Zeitpunkt und dem Ort der Beschädigung der Gaspipeline überein", erklärten sie. Demnach wurde ein "kürzlich gebildeter großer Erdklumpen, der wahrscheinlich ein extrem schweres Objekt enthält, auf dem Meeresboden gefunden".
Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf den Schiffsdienst MarineTraffic meldete, befanden sich zu den Zeitpunkten der Vorfälle zwei Schiffe an den besagten Orten: "NewNew Polar Bear" und die "Sewmorput" unter russischer Flagge. Beide Staaten haben jede Verantwortung der jeweiligen Schiffe für die Zwischenfälle zurückgewiesen. Ein russisches Schiff sei nicht mehr Gegenstand der Hauptermittlungen, teilte die Ermittlungsbehörde NBI mit.
Reparatur könnte lange dauern
Die "Anker-Theorie" - also die Beschädigung der Pipeline durch einen solchen - hält sich bereits seit längerer Zeit. Die "taz" berichtete unter Berufung auf Aussagen von Jukka Savolainen, dem Abteilungsleiter vom "Europäischen Kompetenzzentrum für die Bekämpfung Hybrider Bedrohungen", über eine solche Möglichkeit. "Wenn sich die Pipeline bewegt hat und auf einer Seite beschädigt ist, kann es sich durchaus um ein großes Schiff handeln, das vor Anker liegt und in den stürmischen Winden abdriftet", sagte Savolainen demnach im finnischen Fernsehen.
Der Schaden hat Sorgen über die Sicherheit der Energieversorgung in der gesamten nordischen Region geschürt. Die NATO verstärkte deshalb ihre Patrouillen in der Ostsee. Die 77 Kilometer lange Pipeline Balticconnector wurde nach der Entdeckung des Lecks stillgelegt. Sie verbindet Inkoo in Finnland und Paldiski in Estland. Sie führt durch den Finnischen Meerbusen, einen Teil der Ostsee, der bis in russische Hoheitsgewässer reicht.
Die finnische Energie-Gesellschaft Gasgrid erklärte, dass die Reparatur Monate dauern könnte. Der finnische Geheimdienst hält die Beteiligung eines Staates als Verursacher für möglich.
Quelle: ntv.de, rog/rts/AFP