Anti-Terror-Einsatz in Belgien Anschlag auf Public Viewing verhindert?
18.06.2016, 22:40 Uhr
Die Razzien fanden nicht in Molenbeck statt.
(Foto: REUTERS)
Hat die Polizei einen Terroranschlag in Belgien verhindert? Man habe "unmittelbar eingreifen müssen", teilen die Sicherheitsbehörden mit. Gegen drei Verdächtige wird Haftbefehl erlassen. Belgische Medien wissen offenbar mehr und werden deutlicher.
Die belgische Polizei hat zwölf Personen festgenommen, die neue Anschläge geplant haben sollen. Das teilte die Bundesanwaltschaft mit. Demnach gab es in der Nacht landesweite Razzien, bei denen etwa 40 Wohnungen durchsucht und 40 Personen befragt wurden. Die zwölf Festgenommenen sollen im Laufe des Tages einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden. Waffen oder Sprengsätze seien nicht gefunden worden.
Gegen drei der Festgenommenen wurden noch im Laufe des Tages Haftbefehle erlassen. Ihnen wird "versuchter terroristischer Mord" sowie "Beteiligung an den Aktivitäten einer terroristischen Gruppe" vorgeworfen. Die Übrigen wurden nach Verhören wieder auf freien Fuß gesetzt. Das teilte die Staatsanwaltschaft am Nachmittag mit.
Dem TV-Sender VTM zufolge stehen sie im Verdacht, für dieses Wochenende einen Anschlag in Brüssel geplant zu haben, und zwar während eines Fußballspiels der belgischen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Frankreich. Das Team sollte heute Nachmittag um 15.00 Uhr in Bordeaux gegen die Auswahl Irlands antreten.
Die belgische Zeitung "Le Soir" berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, potenzielle Ziele seien Public-Viewing-Zonen, wo Fans sich EM-Spiele anschauen, oder andere stark belebte Orte wie Einkaufszentren und Bahnhöfe. Der Sender RTBF berichtete, das belgische Krisenzentrum habe am Freitag verstärkten Schutz für einige Regierungsmitglieder angeordnet, darunter Ministerpräsident Charles Michel.
Terroristen auf dem Weg nach Europa
Erst vor wenigen Tagen hatte die belgische Polizei eine Warnung erhalten, dass sich IS-Kämpfer auf den Weg nach Europa gemacht hätte und Anschläge in Belgien und Frankreich planten. Die Sicherheitsstufe im Land war aber zunächst nicht auf die höchste Stufe angehoben worden, da keine unmittelbare Anschlagsgefahr drohe. Demnach habe eine Gruppe von Syrien vor etwa zwei Wochen Syrien verlassen, um über die Türkei nach Griechenland zu kommen.
Erhöhte Achtsamkeit ist gefragt
Wegen der anhaltenden Terrorgefahr hatte auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière die Bevölkerung zu mehr Wachsamkeit auf gerufen. Nötig sei eine "erhöhte Achtsamkeit, wenn sich Familienangehörige, Nachbarn oder Freunde radikalisieren", sagte der Minister und bezeichnete dieses Vorgehen als "Teil unserer Sicherheitsarchitektur".
Im März hatten sich Selbstmordattentäter am Flughafen von Brüssel und in der U-Bahn der belgischen Hauptstadt in die Luft gesprengt. 32 Menschen wurden getötet.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa/rts