Politik

Anwältin spricht von Foltern Anti-Kriegs-Aktivist stirbt wohl in russischem Gefängnis

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In Russland wurden fast 20.000 Menschen wegen Protests gegen den Krieg festgenommen.

In Russland wurden fast 20.000 Menschen wegen Protests gegen den Krieg festgenommen.

(Foto: picture alliance/dpa/TASS)

Seit Wochen berichtet die Anwältin des Inhaftierten russischen Anti-Kriegs-Aktivist Anatolij Beresikow über Misshandlungen und Folter, denen er im Gefängnis ausgesetzt werden soll. Einen Tag vor seiner geplanten Freilassung stirbt der 40-Jährige nun hinter Gittern.

Ein russischer Anti-Kriegs-Aktivist ist nach Angaben seiner Anwältin nach mutmaßlichen Misshandlungen in Haft gestorben. Der 40-jährige Anatolij Beresikow habe am heutigen Donnerstag aus einem Gefängnis in der südrussischen Stadt Rostow am Don freigelassen werden sollen, teilte die Anwältin Irina Gak in einem am Mittwoch aufgenommenen Video auf Facebook mit. Als sie ihren Mandanten am Mittwoch im Gefängnis besuchen wollte, sei ihr gesagt worden, dass seine Leiche abgeholt werde.

Ihr Mandant habe ihr gesagt, er werde geschlagen, mit Elektroschocks misshandelt und fürchte um sein Leben, so die Anwältin. Gak veröffentlichte auch ein Foto, das die Spuren von Elektroschock-Einsatz auf Beresikows Körper zeigen sollen. Die Anwältin war für weitere Informationen zunächst telefonisch nicht zu erreichen, ihre Darstellung konnte unabhängig nicht überprüft werden.

Nach Angaben der Anwältin wurde Beresikow am 10. Mai festgenommen. Vor der Festnahme sei seine Wohnung von der Polizei durchsucht worden. Er sei in einen Wald gebracht und dort gefoltert worden. Dabei seien ihm "vermutlich" die Rippen gebrochen worden, so die Anwältin.

Haftanstalt spricht von angeblichem Suizid

Die Haftanstalt erklärte, sie gebe keine Informationen zu Beresikow bekannt. Die Menschenrechtsorganisation OVD-Info erklärte unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Vertreter der Haftanstalt, Beresikow habe sich in seiner Zelle selbst getötet. Nach Angaben der NGO hatte der 40-Jährige zuvor jedoch behauptet, er denke nicht an Selbstmord. Im Gegenteil, er habe Angst gehabt, im Gefängnis getötet zu werden.

Laut seiner Anwältin hatte Beresikow Werbung für eine ukrainische Kampagne gemacht, mit der russische Soldaten zur freiwilligen Aufgabe ermutigt werden sollen. Beresikow habe Flugblätter des Projekts mit dem Namen "Ich will leben" in Rostow am Don aufgehängt. Die Millionenstadt ist die Hauptstadt der südrussischen Region Rostow, die an russisch kontrollierte Gebiete im Osten der Ukraine grenzt.

Laut OVD-Info sind in Russland fast 20.000 Personen wegen Protests gegen den Ukraine-Krieg festgenommen worden. Mehr als 580 wurden demnach angeklagt.

Quelle: ntv.de, uzh/rts

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