Angriff auf Israels Botschaft Argentinien spricht Iran für Anschläge in den 90ern schuldig
12.04.2024, 15:51 Uhr Artikel anhören
Tausende Menschen gedenken 2019 anlässlich des 25. Jahrestages der 85 Menschen, die bei dem Anschlag auf das jüdische Zentrum in Buenos Aires am 18. Juli 1994 getötet wurden.
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Im März 1992 und im Juni 1994 verüben Terroristen zwei Anschläge auf jüdische Einrichtungen in der argentinischen Hauptstadt. 114 Menschen sterben. 30 Jahre später spricht das höchste Kriminalgericht Argentiniens den Iran schuldig und bezeichnet ihn als "Terrorstaat".
Das höchste Kriminalgericht in Argentinien hat den Iran für zwei tödliche Anschläge auf israelische und jüdische Einrichtungen in den 1990er Jahren verantwortlich gemacht. Die Richter urteilten, dass der Iran den Anschlag auf die israelische Botschaft am 17. März 1992 und den Anschlag auf das jüdische Zentrum am 18. Juli 1994 in Buenos Aires angeordnet habe.
Ersthelfer suchen Verschüttete in den Trümmern der israelischen Botschaft am 17. März 1992.
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Bei den beiden Anschlägen waren insgesamt mehr als hundert Menschen ums Leben gekommen und Hunderte verletzt worden. Die jüdische Gemeinde in Argentinien bezeichnete die Entscheidung des Gerichts als "historisch". Das Gericht nannte die proiranische Terrormiliz Hisbollah als die Gruppe, die die Anschläge ausführte. Der Iran wurde als "Terrorstaat" bezeichnet. Der Anschlag auf das jüdische Zentrum wird in den Gerichtsdokumenten nach Angaben von örtlichen Medien zudem als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" eingestuft. Es handelte sich um den Anschlag mit den meisten Toten in der Geschichte Argentiniens.
Bei dem Anschlag auf die israelische Botschaft 1992 in Buenos Aires waren 29 Menschen getötet und 242 weitere verletzt worden. 1994 wurden bei dem Bombenanschlag auf das jüdische Zentrum in der Stadt 85 Menschen getötet und 300 weitere verletzt.
Klage in Den Haag möglich
Der Vorsitzende der jüdischen Vereinigungen in Argentinien, Jorge Knoblovitz, bezeichnete das Urteil als "historisch, einmalig in Argentinien". Dabei sei es nicht nur den Opfern, sondern auch Argentinien geschuldet gewesen. Nun eröffne es auch die Möglichkeit einer Klage beim Internationalen Strafgerichtshof, "denn es wurde klar festgestellt, dass der iranische Staat ein terroristischer Staat ist", sagte er.
Der Anschlag gegen das jüdische Zentrum war nie aufgeklärt worden, niemand bekannte sich dazu. Aber die argentinische Justiz und Israel hatten den Iran schon lange als Auftraggeber im Verdacht und Mitglieder der libanesischen Hisbollah als ausführende Attentäter. Nach wie vor sind Haftbefehle von 2006 gegen acht Iraner in Kraft. 2023 hatte die Justiz in Argentinien auch internationale Haftbefehle gegen vier Libanesen beantragt. Der Iran hat jede Verwicklung in die Anschläge stets bestritten. Die jüdische Gemeinde in Argentinien ist mit über 250.000 Mitgliedern die größte in Lateinamerika.
Quelle: ntv.de, gri/AFP