Politik

Reinhardt: "Bin etwas sprachlos" Ärztechef fassungslos über Impfstoffmangel

Die Nachfrage nach Auffrischungsimpfungen ist groß. Nach Aussage von Gesundheitsminister Lauterbach ist zu wenig Impfstoff vorrätig. Das ist dem Chef der Bundesärztekammer, Reinhardt, völlig unverständlich.

Die Nachfrage nach Auffrischungsimpfungen ist groß. Nach Aussage von Gesundheitsminister Lauterbach ist zu wenig Impfstoff vorrätig. Das ist dem Chef der Bundesärztekammer, Reinhardt, völlig unverständlich.

(Foto: picture alliance/dpa/PA Wire)

Die Nachricht über möglicherweise fehlenden Impfstoff im Frühjahr 2022 alarmiert Experten und Politik. Ärztekammer-Präsident Reinhardt verweist zwar auf verkürzte Impfabstände, ist aber dennoch erstaunt, dass kaum Impfstoff "auf Halde" liegt. Ein Bundesland ändert den Abstand zur Booster-Impfung.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hat sich fassungslos über den im nächsten Jahr absehbaren Mangel an Corona-Impfstoff für die Auffrischungskampagne gezeigt. "Wenn man das hört, bleibt einem der Mund offen stehen", sagte Reinhardt im Deutschlandfunk. Es sei völlig unvorstellbar, dass die Logistik in einem Land wie Deutschland nicht funktioniere. "Ich bin etwas sprachlos angesichts der Nachricht."

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte am gestrigen Dienstag mitgeteilt, dass eine Inventur einen Mangel an Corona-Impfstoff für das erste Quartal 2022 ergeben habe. Reinhardt erklärte, nach einer Sichtung der Bestände und der Bestelldaten sei offensichtlich erkannt worden, dass der Impfstoff in den ersten Monaten des nächsten Jahres knapp werde, wenn man die Auffrischungsimpfungen plangemäß fortsetzen wolle.

Reinhardt räumte ein, dass sich die Empfehlungen zu den Impfabständen zuletzt mehrfach verkürzt hätten, sodass mehr Impfstoff in kürzerer Zeit gebraucht werde. Trotzdem sei es völlig unverständlich, dass man nach so vielen Monaten der Pandemie nicht in der Lage gewesen sei, genügend Impfstoff auf Halde zu legen. Man könne sich eigentlich nicht vorstellen, dass der frühere Bundesgesundheitsminister Jens Spahn davon nichts gewusst habe. Spahn hatte allerdings bereits angekündigt, mit Biontech/Pfizer in Verhandlungen über eine Vergrößerung der Liefermenge zu sein.

NRW verlängert Impfabstand nach Kritik

Nordrhein-Westfalen machte derweil einen Rückzieher: Ministerpräsident Hendrik Wüst hatte am Montag bekräftigt, dass Booster-Impfungen in NRW grundsätzlich nach vier Wochen möglich seien. Viele Experten kritisierten diesen Alleingang des bevölkerungsreichsten Bundeslandes. Am heutigen Mittwoch heißt es, dass die Auffrischungsimpfung "im Regelfall" doch erst wieder nach fünf Monaten erfolgen solle. Der Mindestabstand von vier Wochen sei in "Einzelfallentscheidungen aufgrund einer medizinischen Indikation" weiterhin möglich.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil reagierte ebenfalls irritiert auf die Informationen zum verfügbaren Impfstoff. Die neue Regierung wolle dies deutlich besser regeln, so Heil. "Wir sind jetzt mit allen Kanälen, mit allen Mitteln dran, genug Impfstoff zu beschaffen", versicherte er. Er verwies darauf, dass die neue Regierung einen Krisenstab zur Organisation der Impfkampagne und ein Expertengremium zur Beratung eingesetzt habe. "Da sind jetzt endlich Strukturen geschaffen worden, damit wir Deutschland sicher durch diesen schwierigen Winter, durch die vierte Welle bringen."

Quelle: ntv.de, als/dpa

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