Freiheit nach Deal mit US-Justiz Julian Assange darf nach Australien zurückkehren
25.06.2024, 01:39 Uhr Artikel anhören
In einem Deal mit der US-Justiz will sich Julian Assange schuldig bekennen. Im Anschluss solle er in seine Heimat Australien zurückkehren, heißt es in einem Brief des US-Justizministeriums. Wikileaks teilt mit, der 52-Jährige sei bereits frei und habe Großbritannien in einem Privatjet verlassen.
Wikileaks-Gründer Julian Assange wird sich diese Woche des Verstoßes gegen das US-Spionagegesetz schuldig bekennen. Nach Angaben der US-Staatsanwaltschaft werde damit seine Inhaftierung in Großbritannien beendet. Er könne dann nach Australien zurückkehren. Laut Wikileaks hat Assange das Belmarsh-Gefängnis, in dem er inhaftiert war, bereits am Montag verlassen und ist aus Großbritannien ausgeflogen. Er sei vom britischen High Court auf Kaution freigelassen worden und habe am Montagnachmittag seinen Flug angetreten, teilt Wikileaks auf X mit.
"Dies ist das Ergebnis einer weltweiten Kampagne, die von Basisorganisationen, Aktivisten für die Pressefreiheit, Gesetzgebern und führenden Persönlichkeiten aus dem gesamten politischen Spektrum bis hin zu den Vereinten Nationen reichte", heißt es in der Erklärung. Er werde nach der Anhörung auf Saipan nach Australien fliegen. Ein von Wikileaks auf X veröffentlichtes Video zeigt Assange in blauem Hemd und Jeans, wie er ein Dokument unterschreibt, bevor er ein Privatflugzeug besteigt.
Assange wird sich der Spionage für schuldig bekennen
Laut Gerichtsdokumenten hat der 52-jährige Australier Assange zugestimmt, sich in einem einzigen Anklagepunkt der Verschwörung zur Beschaffung und Weitergabe von als geheim eingestuften US-Verteidigungsdokumenten schuldig zu bekennen. Dies geht aus Unterlagen des US-Bezirksgerichts für das US-Außengebiet Nördliche Marianen hervor. Assange soll dort bei einer Anhörung auf der Insel Saipan am Mittwoch um 9 Uhr Ortszeit verurteilt werden. Es ist wahrscheinlich, dass ihm die bereits in englischen Gefängnissen verbüßte Zeit angerechnet wird und er keine neue Haftstrafe antreten muss. Der Anwalt von Assange hat sich bisher noch nicht zu einer Anfrage dazu geäußert.
Assanges Eltern zeigten sich nach der Freilassung ihres Sohnes erleichtert. "Ich bin dankbar, dass das Martyrium meines Sohnes endlich zu Ende geht", teilte Assanges Mutter Christine Assange in einer vom australischen Sender ABC veröffentlichten Erklärung mit. "Das zeigt die Bedeutung und Macht der stillen Diplomatie." Viele hätten die Situation ihres Sohnes ausgenutzt, um ihre eigene Agenda zu verfolgen, fuhr sie fort. Daher sei sie den "unsichtbaren, hart arbeitenden Menschen dankbar", die das Wohlergehen ihres Sohnes an erste Stelle gesetzt hätten. Die vergangenen 14 Jahre seien für sie als Mutter sehr belastend gewesen.
Wikileaks hatte 2010 Hunderttausende als geheim eingestufte US-Militärdokumente über Washingtons Kriege in Afghanistan und im Irak sowie zahlreiche diplomatische Dokumente veröffentlicht. Die USA warfen dem Australier daraufhin Geheimnisverrat vor. Zahlreiche Unterstützer sehen Julian Assange dagegen als Journalisten, der mutmaßliche Kriegsverbrechen aufgedeckt hat.
"Genug ist genug"
Assange wurde 2010 in Großbritannien zum ersten Mal aufgrund eines schwedischen Haftbefehls wegen des Vorwurfs eines Sexualverbrechens festgenommen. Der Haftbefehl wurde später fallengelassen. Seither stand Assange zeitweise unter Hausarrest, hielt sich sieben Jahre lang in der ecuadorianischen Botschaft in London auf und wurde seit 2019 im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh festgehalten. Dort heiratete er seine Lebensgefährtin Stella, mit der er zwei Kinder hat.
Stella Assange rief Unterstützer zur Hilfe für ihren Mann nach seiner Freilassung auf. "Wir beabsichtigen, einen Notfallfonds einzurichten für Julians Gesundheit und Genesung", sagte sie in einem Videoclip, der in der Nacht auf YouTube veröffentlicht wurde. Assanges Team hatte zuletzt wiederholt gewarnt, der Gesundheitszustand des Wikileaks-Gründers sei schlecht. An Gerichtsterminen nahm er deshalb nicht persönlich teil. "Ich bitte Euch, wenn Ihr könnt, einen Beitrag zu leisten und uns beim Übergang in diese neue Phase der Freiheit von Julian zu helfen", sagte Stella Assange weiter. Das Video wurde den Angaben zufolge am 19. Juni aufgezeichnet.
Zuletzt hatte der australische Regierungschef Anthony Albanese ein Ende der Inhaftierung des Wikileaks-Gründers gefordert. Mit einer weiteren Inhaftierung sei nichts gewonnen, sagte Albanese Ende Mai und forderte ein Ende der Verfolgung des Australiers. Es werde weiterhin daran gearbeitet, das zu erreichen, sagte Albanese weiter. "Genug ist genug." Ein britisches Gericht hatte zuvor entschieden, dass der 52-jährige Assange gegen seine Auslieferung an die USA noch einmal in Berufung gehen darf.
Quelle: ntv.de, mau/rts/AFP/dpa