Politik

"Ein Schlag in den Rücken" Australische U-Boot-Deals ärgern Frankreich

Frankreichs Außenminister Le Drian ist empört über die Entscheidung für nuklearbetriebene U-Boote.

Frankreichs Außenminister Le Drian ist empört über die Entscheidung für nuklearbetriebene U-Boote.

(Foto: picture alliance / NurPhoto)

Bei dem Bau von U-Booten im Zuge einer neuen Militärallianz fühlt sich Frankreich von Australien hintergangen. Denn anders als geplant gehen die Aufträge nun an Großbritannien und die USA. Außenminister Le Drian beklagt einen Milliardenverlust und zieht Vergleiche zu Ex-US-Präsident Trump.

Frankreich ist wegen Australiens Entscheidung zum Bau amerikanischer statt französischer U-Boote im Rahmen einer neuen Sicherheitsallianz mit den USA und Großbritannien schwer verärgert. "Dies ist eine Entscheidung gegen den Geist und den Inhalt der Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Australien, die auf politischem Vertrauen aufbaut sowie auf der Entwicklung einer hochwertigen Verteidigungsindustrie in Australien", erklärten Außenminister Jean-Yves Le Drian und Verteidigungsministerin Florence Parly in Paris. Ein europäischer Partner wie Frankreich werde einfach beiseitegeschoben.

Le Drian machte darüber hinaus im Radiosender France Info aus seinem Zorn keinen Hehl: "Ich bin wütend. So etwas macht man nicht unter Verbündeten", sagte der Außenminister. "Das ist ein Schlag in den Rücken." Er sprach von einer "einseitigen, brutalen und unvorhersehbaren Entscheidung". Sie erinnere stark an das Auftreten des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump. "Wir haben mit Australien eine Vertrauensbeziehung aufgebaut. Dieses Vertrauen ist betrogen worden." Die Australier müssten nun erklären, wie sie aus der Sache rauskommen wollten. "Wir sind mit der Geschichte noch nicht fertig."

Australiens Entscheidung, statt konventioneller U-Boote mit französischer Hilfe nun nuklearbetriebene U-Boote mit amerikanischer und britischer Unterstützung zu bauen, bedeutet für Frankreich den Verlust einer 56-Milliarden-Euro-Vereinbarung. US-Präsident Joe Biden, Australiens Regierungschef Scott Morrison und der britische Premierminister Boris Johnson hatten zuvor eine neue Allianz verkündet, die sich insbesondere gegen militärische Bedrohung durch China im Indopazifik richtet. Dazu gehört auch der Bau der U-Boote.

Atommacht China reagiert umgehend

Die geplante Zusammenarbeit bei nuklearbetriebenen U-Booten sorgte auch in China für Empörung. "Die betreffenden Länder sollten die Null-Summen-Mentalität des Kalten Kriegs aufgeben", sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Peking. Andernfalls schadeten sie am Ende nur ihren eigenen Interessen.

Zudem verwies der Sprecher darauf, dass Australien ein Staat ohne Atomwaffen sei, der jetzt plötzlich eine nuklear angetriebene U-Boot-Technologie mit strategischem militärischem Wert importieren könne. Dies könne andere Staaten der internationalen Gemeinschaft dazu bewegen, ihr Engagement für die Nichtverbreitung von Atomwaffen infrage zu stellen. China selbst gehört seit Langem zu den Atommächten.

Auch Neuseeland äußert ähnliche Bedenken und will australischen U-Booten keinen Zutritt zu seinen Gewässern gewähren. Dies gab Ministerpräsidentin Jacinda Ardern unmittelbar nach der Ankündigung eines neuen Sicherheitspaktes zwischen den USA, Australien und Großbritannien bekannt. "Neuseelands Position in Bezug auf das Verbot von nuklearbetriebenen U-Booten in unseren Gewässern bleibt unverändert", sagte Ardern in der Hauptstadt Wellington.

Quelle: ntv.de, smu/dpa

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