EU-Einheit so groß wie noch nie Baerbock: "Dieser Angriff schweißt uns zusammen"
01.03.2022, 14:55 Uhr
"Putins Panzer bringen kein Wasser", sagte Annalena Baerbock nach dem Treffen im sogenannten "Weimarer Dreieck".
(Foto: picture alliance / photothek)
Als russische Truppen am Donnerstag in die Ukraine einmarschieren, reagieren die westlichen Verbündeten geschlossen. Außenministerin Annalena Baerbock fordert nun andere Staaten auf, Russland zu verurteilen. Sie dürften "dieses Spiel Putins" nicht akzeptieren.
Außenministerin Annalena Baerbock hat wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine zum internationalen Schulterschluss gegen Russlands Präsidenten Wladimir Putin aufgerufen. "Wir wollen, dass so viele Staaten wie möglich Farbe bekennen gegen Putins Krieg", sagte die Grünen-Politikerin nach einem Treffen mit ihren Amtskollegen aus Polen und Frankreich im polnischen Lodz.
"Stehen wir gemeinsam für die Prinzipien der UN-Charta ein", dies sei das Gebot der Stunde. "Denn es kann für niemand von Interesse sein, dass der Stärkere über seine Nachbarn herfällt." Fast jedes Land der Welt habe einen größeren, mächtigeren Nachbarn, sagte Baerbock. "In keiner Region der Welt ist es daher von Interesse, dass wir dieses Spiel Putins jetzt akzeptieren."
Nach ihrem Statement verabschiedete sich Baerbock emotional mit Umarmungen von ihrem polnischen Amtskollegen Zbigniew Rau und dem französischen Außenminister Jean-Yves Le Drian aus der Pressekonferenz. Sie flog direkt weiter nach New York zur Dringlichkeitssitzung der Vollversammlung der Vereinten Nationen (UN) zum Krieg in der Ukraine. Dort will sie am späten Abend deutscher Zeit eine Rede halten.
"Mütter lassen ihre Ehemänner zurück"
Erschüttert schilderte Baerbock, was an der Grenze der Ukraine geschehe: "Mütter lassen ihre Ehemänner zurück. Kinder ihre Väter. Freundinnen ihre Freunde. Weil die Männer ihr Land verteidigen." Es gehe nicht nur um humanitäre Hilfe. Es gehe auch um psychologische Hilfe, die nun gemeinsam geleistet werden müsse.
Niemand glaube der russischen Propaganda, sagte sie. "Putins Panzer bringen kein Wasser. Putins Panzer bringen definitiv keinen Frieden. Putins Panzer bringen keine Lebensmittel und auch keine Säuglingsnahrung. Sondern Putins Panzer bringen allein Leid und Zerstörung."
Putin habe darauf "spekuliert, dass wir uns auseinandertreiben lassen". Das Gegenteil sei der Fall: "Wir sind noch tiefer in diesen schrecklichen Tagen zusammengewachsen." Gemeinsam stehe man für die Menschen in der Ukraine ein, "weil wir wissen, was dort auf dem Spiel steht". Sie betonte: "Dieser Angriff schweißt uns zusammen."
Die Ministerin drückte ihre tiefe Bewunderung für all jene Russen aus, die in ihrem Land auf die Straße gingen, "wissentlich, dass sie wahrscheinlich verhaftet werden, um deutlich zu machen: Das ist nicht unser Krieg, sondern es ist der Krieg vom Staatspräsidenten Russlands."
Einheit der EU laut Polen so groß wie noch nie
Der polnische Außenminister Zbigniew Rau lobte auf der gemeinsamen Pressekonferenz, dass Putins Vorgehen die europäischen Länder habe zusammenrücken lassen. "Es ist uns auf spektakuläre Weise gelungen, eine Einheit zu erreichen", sagte Rau. Er lobte ausdrücklich, dass die EU nun auch bei Energiefragen und russischen Gaslieferungen über die Gaspipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 ihre Differenzen beigelegt hat. "Wir waren geteilt, jetzt sprechen wir mit einer Stimme ... So eine Einheit hat es noch nie gegeben."
Der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian erklärte, dass es wichtig sei, neben Russland auch Belarus zu sanktionieren, da der belarussische Staatschef Alexander Lukaschenko Putins Kurs unterstütze und das Land wie ein Satelliten-Staat von Russland agiere. "Putin verliert den Kommunikationskrieg von diesem furchtbaren Krieg, den er angezettelt hat in der Ukraine", sagte Le Drian.
Quelle: ntv.de, cls/dpa/DJ