Russland und Belarus abschrecken Baltische Staaten bauen Bunker-Grenzschutz
19.01.2024, 18:04 Uhr Artikel anhören
Die Grenze zwischen Lettland und Belarus ist 172 Kilometer lang.
(Foto: picture alliance/dpa)
Von allen NATO-Mitgliedsstaaten sehen sich Lettland, Litauen und Estland von Russland und Belarus am direktesten bedroht. Die drei baltischen Länder beschließen nun, ihre Grenzanlagen gegen einen Angriff der Kreml-Truppen mit einem Bunkersystem zu befestigen.
Die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen wollen ihre Grenzen zu Russland und Belarus mit hunderten Bunkern gegen mögliche Angriffe sichern. Das teilten die Verteidigungsminister der drei EU- und NATO-Länder mit. "Russlands Krieg in der Ukraine hat gezeigt, dass neben Ausrüstung, Munition und Personal auch Verteidigungsanlagen nötig sind, um Estland vom ersten Meter an zu verteidigen", erklärte der estnische Verteidigungsminister Hanno Pevkur.
Die drei Länder sehen sich besonders gefährdet gegenüber möglichen Angriffen. Sie wären aufgrund ihrer Lage im Osten der Ostsee für die NATO schwierig zu verteidigen. Der Bau der Anlagen soll Medienberichten zufolge 2025 beginnen. Zunächst seien etwa 55 Millionen Euro dafür eingeplant. Der Mitteilung zufolge soll ein System aus Bunkern und Versorgungslinien angelegt werden. In Friedenszeiten sollten weder Stacheldraht noch Minen oder Betonklötze zum Stoppen von Panzern an der Grenze gelegt werden. Sie würden aber in der Nähe in Bereitschaft gehalten, hieß es.
"Das Ziel der baltischen Verteidigungslinie ist es, abzuschrecken und das Land vom ersten Zentimeter des Territoriums an zu verteidigen, das natürlich auch NATO-Territorium ist", sagte der gastgebende lettische Verteidigungsminister Andris Spruds nach dem Treffen mit seinen baltischen Amtskollegen in Riga. "Wir stehen alle demselben herausfordernden, aggressiven Land gegenüber und grenzen daran."
Finnland: "Wir sind vorbereitet"
Finnland sieht derzeit keine unmittelbare militärische Bedrohung durch Russland. Das sagte der finnische Premierminister Petteri Orpo auf einer Pressekonferenz mit der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, und dem schwedischen Premierminister Ulf Kristersson. Orpo sagte vor Reportern in Stockholm: "Ich sehe keine unmittelbare militärische Bedrohung von Russland gegen Finnland. Wir in Finnland können nachts ruhig schlafen, weil wir gut vorbereitet sind." Wegen der Schleusung von Migranten hatte Finnland Mitte Dezember seine Grenzen zu Russland geschlossen.
Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine hatte die NATO am Donnerstag ein Großmanöver mit rund 90.000 Soldaten angekündigt. Es handele sich um "die größte NATO-Übung seit Jahrzehnten", sagte der Oberbefehlshaber der NATO-Truppen in Europa, US-General Christopher Cavoli, in Brüssel. Dabei soll als Ernstfall ein russischer Angriff auf Bündnisgebiet geprobt werden.
Quelle: ntv.de, mau/dpa