Taliban-Geisel verlässt Deutschland Bergdahl wird in Texas weiterbehandelt
13.06.2014, 07:32 Uhr
Bergdahl wurde gegen hochrangige Taliban ausgetauscht.
(Foto: AP)
Fünf Jahre lang war Bowe Bergdahl in den Händen der Taliban. Die Zeit dürfte ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen sein. Nun kann der gesundheitlich angeschlagene Soldat in die Heimat zurück. In Texas soll er weiter genesen.
Der in Afghanistan jahrelang von den Taliban festgehaltene US-Soldat Bowe Bergdahl, der Ende Mai bei einem umstrittenen Gefangenenaustausch freigelassen worden war, ist zurück in seiner Heimat. Der gesundheitlich geschwächte Soldat traf im US-Bundesstaat Texas ein, teilte das US-Verteidigungsministerium mit.
Bergdahl war nach seiner Freilassung am 31. Mai zunächst in ein Krankenhaus im US-Militärstützpunkt Bagram nahe der afghanischen Hauptstadt Kabul gebracht worden, bevor er nach Deutschland in das US-Militärkrankenhaus Landstuhl bei Kaiserslautern verlegt wurde. Im Gegenzug für die Freilassung des 28-Jährigen hatten die USA fünf ranghohe Taliban-Mitglieder aus dem umstrittenen Gefangenenlager Guantanamo an das Golfemirat Katar überstellt.
Bergdahl soll nun zunächst in das Militärkrankenhaus San Antonio weiterbehandelt werden. Auch während seines Aufenthalts im dortigen Militärkrankenhaus Brooke Army Medical Center soll er vorerst nicht an die Öffentlichkeit treten. Oberste Priorität werde sein, ihn weiterhin zu pflegen und zu unterstützen, hieß es. Bergdahl wird dort weiter von Psychologen betreut, zudem werden ihn Geheimdienstmitarbeiter zu seiner Geiselhaft befragen. Außerdem wird er sich Fragen zu den Umständen seiner Gefangennahme im Juni 2009 stellen müssen. Einige frühere Kameraden werfen ihm vor, desertiert zu sein. Auch eine offizielle Untersuchung hatte geschlossen, dass er seinen Posten "gezielt und freiwillig" verlassen habe.
"Führung war mangelhaft"
Vor seinem Verschwinden soll sich Bergdahl zudem kritisch über den Einsatz in Afghanistan geäußert haben. In zwei Briefen, die er während seiner Gefangenschaft 2010 und 2013 mittels des Roten Kreuzes an seine Eltern schickte und die am Donnerstag von "Daily Beast" veröffentlicht wurden, beklagte er sich über die Zustände in seiner Einheit. "Die Führung war mangelhaft oder überhaupt nicht vorhanden. Die Bedingungen waren schlecht und schienen sich für die Männer weiter zu verschlechtern, die ihr Leben tatsächlich bei Angriffen aufs Spiel setzten", zitierte das Magazin aus dem Brief an seine Eltern vom März 2013. Der per Hand geschriebene Brief ist eines von zwei Schreiben, das Bergdahl während seiner Gefangenschaft an seine Eltern schickte. Auch die US-Regierung drängt er, ihn nicht vorschnell zu verurteilen. "Falls dieser Brief es in die USA schafft, sagt den an der Untersuchung Beteiligten, dass die Situation mehrere Seiten hat." Der heute 28-Jährige fügte hinzu: "Bitte sagt (Washington) D.C., dass sie auf sämtliche Beweise warten sollen."
Der Austausch Bergdahls gegen die Taliban-Mitglieder ist bei den oppositionellen Republikanern auf scharfe Kritik gestoßen. Sie werfen der Regierung vor, mit "Terroristen" verhandelt und einen gefährlichen Präzedenzfall geschaffen zu haben. Einige Republikaner beschuldigten Präsident Barack Obama zudem des Rechtsbruchs, weil er den Kongress nicht rechtzeitig vor der Entlassung von Guantanamo-Häftlingen informiert habe. Das zweifelhafte Verhalten Bergdahls nährt zusätzlich die Kritik.
Laut Generalstabschef Martin Dempsey kann Bergdahl für etwaige Verfehlungen disziplinarisch belangt werden. Den Gefangenenaustausch selbst verteidigt die Regierung aber eisern. Verteidigungsminister Chuck Hagel nannte ihn am Mittwoch die "richtige Entscheidung". Angesichts des sich verschlechternden Gesundheitszustandes von Bergdahl habe es kaum andere Möglichkeiten gegeben. "Amerika lässt seine Soldaten nicht zurück", bekräftigte Hagel in einer Anhörung vor dem Repräsentantenhaus.
Hagel räumte jedoch ein, dass die Regierung ihren Verpflichtungen hier nicht nachgekommen sei. "Wir hätten eine bessere Arbeit leisten müssen, Sie auf dem Laufenden zu halten", sagte er. Allerdings habe es sich um eine "außerordentliche Situation" gehandelt. Ein Durchsickern der Gespräche mit den Taliban hätten den Deal platzen lassen können.
Quelle: ntv.de, sba/AFP