Sunak entschuldigt sich Bericht: Britische Behörden vertuschten Blutkonservenskandal
20.05.2024, 16:45 Uhr Artikel anhören
Immer noch würden nahezu jede Woche Patienten an den Folgen einer Blutkrankheit durch kontaminierte Spenden sterben, hieß es im Bericht.
(Foto: picture alliance / empics)
Infolge kontaminierter Blutkonserven in in den 70er- und 80er-Jahren sterben Tausende Menschen in Großbritannien. Ein Untersuchungsbericht enthüllt aktive Versuche der Regierungen, den größten Gesundheitsskandal des Landes zu vertuschen. Tausende Angehörige warten auf eine Erklärung von Premier Sunak.
Ein Skandal um infizierte Blutkonserven in Großbritannien mit mehr als 3000 Toten hätte weitestgehend vermieden werden können. Dem Abschlussbericht zur jahrelangen Untersuchung zufolge, sei es aktiv zu Vertuschungsmaßnahmen durch etwaige Behörden und Regierungsmitglieder gekommen, um die Wahrheit zu verbergen. Regierungsbeamte hätten Dokumente vernichtet, Patienten seien wissentlich inakzeptablen Infektionsrisiken ausgesetzt gewesen.
Es wird erwartet, dass die Regierung den Opfern mehrere Milliarden Pfund Schadenersatz zuerkennen wird. Premierminister Rishi Sunak versprach am Montag im Parlament "umfassende Entschädigung". "Ich möchte mich von ganzem Herzen und uneingeschränkt entschuldigen für diese furchtbare Ungerechtigkeit", sagte der konservative Regierungschef im Unterhaus.
Im größten Behandlungsskandal des britischen Gesundheitsdiensts NHS hatte in den 1970er- und 1980er-Jahren bis zu 30.000 Menschen kontaminierte Blutprodukte erhalten. Ohne die Patienten über bekannte Risiken von Hochrisikospendern zu informieren, injizierten Ärzte Blutspenden von Gefängnisinsassen und Drogenabhängigen aus den USA und Großbritannien.
Vielerorts wurden die Konserven außerdem wärmebehandelt, um mit HIV kontaminiertes Blut zu reinigen. Diese Methode war durch ihre Ineffektivität allerdings bereits ab Anfang der 1980er-Jahre in Verruf geraten. Die Risiken, an einer Blutkrankheit infolge der Transfusionen zu erkranken, waren den Ärzten und Gesundheitsbehörden dem Bericht zufolge bereits bekannt. In der Folge starben mehr als 3000 Menschen, nachdem sie sich durch eine Bluttransfusion oder Behandlung mit HIV oder Hepatitis C infiziert hatten.
"Vertrauen der Menschen wurde missbraucht"
Die Katastrophe sei kein Zufall gewesen, sagte der Chef der Untersuchungskommission, Brian Langstaff, vor Journalisten. "Menschen haben darauf vertraut, dass Ärzte und die Regierung für ihre Sicherheit sorgen, und dieses Vertrauen wurde missbraucht."
Der mehr als 2500 Seiten lange Bericht der "Infected Blood Inquiry" prangert einen "Katalog des Versagens" an. Die Folgen seien nicht nur für die infizierten Menschen, sondern auch für ihre Angehörigen katastrophal gewesen, sagte Langstaff. Die Katastrophe dauere an, weil weiterhin jede Woche Patienten stürben, die "lebenszerstörende" Infektionen erlitten hätten.
Behauptungen verschiedener Regierungen, dass Patienten damals die beste medizinische Behandlung erhielten und Blutuntersuchungen zum frühestmöglichen Zeitpunkt eingeführt worden seien, seien unwahr, sagte Langstaff. Die Wahrheit sei jahrzehntelang verschwiegen worden und es gebe Beweise, dass Unterlagen des Gesundheitsministeriums zur Vernichtung markiert worden seien.
Quelle: ntv.de, gri/dpa