Keine "False Flag"-Operation Bericht: Nord-Stream-Saboteure flohen in die Ukraine
25.08.2023, 13:40 Uhr Artikel anhören
Unterwasserbilder der beschädigten Nord-Stream-Pipeline.
(Foto: IMAGO/TT)
Im Streit um russische Gaslieferungen glauben viele nach dem Anschlag auf die Nord-Stream-Pipeline an den Kreml als Drahtzieher. Mehrere Geheimdienste ermitteln in dem Fall. Nun können Ermittler eine russische Beteiligung weitestgehend ausschließen.
Im September 2022 verüben Unbekannte einen Anschlag auf die Nord-Stream-Pipeline. Der Westen und Russland beschuldigen einander, für die Schäden durch die Explosion verantwortlich zu sein. Wie Recherchen des "Spiegel" und vom ZDF ergeben, sollen die Saboteure nach der Tat in die Ukraine geflohen sein.
Experten von Bundeskriminalamt und Bundespolizei kommen dem Bericht nach durch eine Datenanalyse unter anderem von IP-Adressen zu dem Schluss, dass sich die Verdächtigen vor und nach dem Sabotageakt in der Ukraine aufgehalten und von dort aus kommuniziert haben. Das Bild, das diese Auswertung erbracht habe, sei ziemlich eindeutig, heißt es in Sicherheitskreisen.
Überhaupt überwiegt unter Ermittlern und Agenten mittlerweile der Verdacht, dass ein ukrainisches Kommando für den beispiellosen Angriff auf die deutsche Energieinfrastruktur verantwortlich war. Man wisse weit mehr, als öffentlich bekannt sei, sagt ein Spitzenbeamter dem Magazin. Auf eine "False Flag"-Operation Moskaus, bei der die Russen die Explosionen ausgelöst und bewusst eine falsche Fährte in die Ukraine gelegt hätten, gebe es keine Hinweise, heißt es.
Der niederländische Militärgeheimdienst und die CIA hatten bereits Monate vor der Attacke vor einem ukrainischen Sabotage-Kommando und genau dem Szenario gewarnt. In Berlin waren die Warnungen als nicht relevant eingeschätzt worden, nachdem der ursprünglich vermutete Zeitpunkt für einen Anschlag verstrichen war.
Kommando erwog Anschlag auf Turkstream
Der Generalbundesanwalt ermittelt noch immer gegen Unbekannt wegen des "Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion und verfassungsfeindlicher Sabotage". Die Behörde will sich zu dem laufenden Verfahren nicht äußern.
Neben der Sprengung der Nord-Stream-Pipelines wurde in der Ukraine offenbar auch ein Anschlag auf die Turkstream-Gasleitung im Schwarzen Meer geplant. Durch sie fließt russisches Gas in die Türkei. Eine solche Warnung wurde ebenfalls an den Bundesnachrichtendienst weitergeleitet. Warum die Anschlagspläne gegen Turkstream anders als die Attacken in der Ostsee nicht realisiert wurden, ist unklar.
Quelle: ntv.de, mba