Umfragen zeigen tiefe Gräben Biden nicht ganz so verhasst wie Trump
01.12.2020, 16:30 Uhr
Die wenigsten Republikaner halten viel von ihm - doch Biden hat bei diesen einen nicht ganz so schweren Stand wie Trump ihn bei den Demokraten hatte.
(Foto: picture alliance/dpa)
Eine der größten Herausforderungen für den neuen US-Präsidenten Biden wird es sein, auch die Wähler Trumps zu erreichen und die Spaltung des Landes zu lindern. Neue Umfragen zeigen, dass er es leichter haben wird als Trump - aber auch, wie schwer es dennoch werden dürfte.
Die zurückliegende Präsidentschaftswahl in den USA hat gezeigt, wie gespalten das Land ist - so viele Menschen stimmten ab wie nie und sowohl Joe Biden als auch Donald Trump holten mehr Stimmen als jeder andere Wahlsieger zuvor. Republikaner auf der einen und Demokraten stehen sich auf der anderen Seite gegenüber und kaum jemand wollte es offenbar dem Zufall überlassen, wer gewinnt. Wie tief die Gräben sind, darauf werfen neue Umfragen ein wenig Licht.
"Newsweek" berichtet nun über Erhebungen des Gallup-Instituts, wonach Biden bei den Republikanern zumindest besser dasteht, als umgekehrt Trump bei den Demokraten. Dementsprechend hätte es der künftige Präsident etwas leichter, zur anderen Seite durchzudringen als der Scheidende. Doch Jubel dürfte im Biden-Lager auch nicht gerade ausbrechen. Denn besagter Erhebung zufolge, die Mitte November erhoben wurde, haben gerade einmal 12 Prozent der Republikaner ein positives Bild von Biden. Zwar stieg dieser Wert im Vergleich zum Oktober von 6 Prozent, doch bleibt er gering.
Dagegen zeigen Trumps Beliebtheitswerte bei den Demokraten, dass diese sich nie wirklich von ihm repräsentiert fühlten - gerade einmal drei Prozent halten viel von ihm. Der Präsident gab sich aber auch wenig Mühe, seine Gegner von sich zu überzeugen, und versuchte stets, lediglich seine Anhänger und Fans zufriedenzustellen. Immerhin gelang es ihm bei der Wahl ja auch, noch mehr Stimmen auf sich zu vereinen als bei seinem Wahlsieg 2016, auch wenn es am Ende in diesem Jahr etwa fünf Millionen weniger waren als Biden bekam. Insgesamt lag Trumps Beliebtheit laut Gallup bei 42 Prozent, drei Prozentpunkte weniger als im Oktober.
Bidens Botschaft im Wahlkampf war, dass er die Menschen wieder zusammenführen wollte. Trump warf er vor, niedrige Instinkte anzusprechen und die Spaltung noch zu befördern. Nach der Wahl sagte der frühere Vizepräsident, er wolle kein Präsident der Demokraten sein, sondern einer für alle Amerikaner. "Ich sehe nicht rote oder blaue Staaten", sagte er mit Blick auf die Parteifarben von Republikanern und Demokraten. "Ich sehe die Vereinigten Staaten von Amerika". Den Trump-Wählern rief er zu: "Lassen Sie uns gegenseitig eine Chance geben!"
Eine andere Umfrage im Auftrag des Senders CNBC zeigte Ende November, wie ungewiss es ist, dass Biden diese Chance tatsächlich bekommt. Demnach glauben mittlerweile nur noch drei Prozent der Trump-Wähler, Biden habe die Wahl tatsächlich gewonnen und Trump solle dies eingestehen. Vielmehr verfangen offenbar die Betrugsvorwürfe des noch amtierenden Präsidenten. 73 Prozent seiner Wähler glauben, er habe tatsächlich gewonnen. 66 Prozent finden, er solle seine Niederlage gar nicht einräumen. Und, wohl am niederschmetterndsten für Biden, 81 Prozent der Trump-Wähler gaben an, dem künftigen Präsidenten niemals eine Chance geben zu wollen. Um die Gräben zumindest etwas zuzuschütten, hat er also noch viel Arbeit vor sich.
Quelle: ntv.de, vpe