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Video bei der "New York Times" Böhmermann warnt die USA vor der AfD - "Kacke am Dampfen"

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"Sollte die Welt besorgt sein über ein großes deutsches Faschismus-Comeback?", fragt Böhmermann.

"Sollte die Welt besorgt sein über ein großes deutsches Faschismus-Comeback?", fragt Böhmermann.

(Foto: picture alliance / Panama Pictures)

Im Stil seiner Late-Night-Show richtet sich Jan Böhmermann an ein US-Publikum. In einem Video-Meinungsstück für die "New York Times" bringt er der Welt die deutsche Erinnerungskultur näher und erklärt, wie die AfD zur zweitstärksten Partei aufsteigen konnte.

"Guten Tag from Germany" beginnt Jan Böhmermann seinen Videogastbeitrag in der "New York Times". "Das Land, das laut Elon Musk gerettet werden muss. Aber keine Sorge, wir wissen, was wir tun." Anlässlich der anstehenden Bundestagswahl erklärt der Satiriker in knapp neun Minuten den Aufstieg der AfD bis zur in Umfragen zweitstärksten Kraft. Daneben erfährt das US-Publikum von Unzulänglichkeiten der Erinnerungskultur und dem Hang der Deutschsprachigen zu langen Wortzusammensetzungen.

Ähnlich wie in seiner Late-Night-Show "ZDF Magazin Royal" sitzt Böhmermann an einem Holzschreibtisch, der Hintergrund ist schwarz. Der Titel des Videos: "Die extreme Rechte erstarkt im Land des 'Nie wieder'". Böhmermann spricht auf Englisch direkt in die Kamera: "Deutschland hat vielleicht ein oder zwei Weltkriege verloren, aber das haben wir erfolgreich zu einem Sieg umgekehrt, und wir sind Vergangenheitsbewältigungsweltmeister geworden." Das 11-Silben-Wort spricht er Deutsch aus, die sinngemäße Übersetzung wird eingeblendet.

Leben in Deutschland heiße, andauernd an die eigene Vergangenheit erinnert zu werden, "jeden Tag, 24/7, seit 80 Jahren". Die Erinnerung an den Holocaust, das Selbstversprechen "Nie wieder" sei allgegenwärtig, zur Untermalung werden Bilder des Holocaust-Mahnmals und von Stolpersteinen gezeigt. "Leider kam 'Nie wieder' ohne eine Anleitung", so Böhmermann.

Höcke "hitleresque"

Damit leitet der Satiriker zur AfD über. Ein Einspieler zeigt eine Rede von Björn Höcke, in der dieser eine "erinnerungspolitische Wende um 180 Grad" fordert, von Böhmermann als "hitleresque" bezeichnet. Zudem dürfe Höcke in Deutschland legal Faschist genannt werden. "Sollte die Welt besorgt sein über ein großes deutsches Faschismus-Comeback?", fragt er und schiebt die Antwort gleich hinterher: "Jawohl, aber hallo, und zwar so richtig."

Böhmermann gibt dem US-Publikum einen kurzen Abriss der Entwicklungsgeschichte der AfD von einer euroskeptischen Partei, die sich "schnell radikalisierte" - ganz nach einem "autoritären Lehrbruch". Nachfolgend wird Alexander Gaulands Aussage zitiert, der Holocaust sei nur ein "Vogelschiss in der Geschichte gewesen", und, ganz aktuell, Alice Weidels geschichtsrevisionistische Verklärung von Adolf Hitler als einen "kommunistischen, sozialistischen Typ" im X-Talk mit Elon Musk.

Böhmermann: Nazis waren nie weg

"Kleine rhetorische Tricks" nennt Böhmermann das, die allerdings effektiv seien, um einen Umgang mit der deutschen Vergangenheit zu finden, den er "Geschichtsvergessenheit" nennt. Anders, als die deutsche Erinnerungskultur suggeriere, seien Nazis in Deutschland nie ganz weg gewesen, sagt Böhmermann und bezieht sich etwa auf die NSU-Morde. "Deutsche haben sich so oft 'Nie wieder' geschworen, dass es zu einer leeren Phrase verkommen ist."

Die Rhetorik der AfD werde nicht ernst genommen, weil "was auch immer wir tun, Deutsche können keine Nazis mehr sein". Die Strategie: Die AfD könne "Nazi-Dinge sagen und tun", solange sie vehement abstreite, dass jemand von ihnen ein Nazi sei. "Wir sind keine Nazis, wir unterstützen nur Freiheit, Gleichheit und Rechtsstaatlichkeit nicht vollständig. Wir sind keine Nazis, wir wollen nur die weiße Vorherrschaft."

Ein Modell, das sich Rechtsextreme überall auf der Welt zunutze machten. "Die AfD ist nicht die neue Nazi-Partei, sie wollen nur, dass Deutschland wieder groß ist", resümiert Böhmermann. Am Ende heißt es: In Deutschland sei gerade die "Kacke am Dampfen", dazu läuft Blasmusik.

Quelle: ntv.de, mdi

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