Viele Tote in Myanmar Boot mit Rohingya-Flüchtlingen gekentert
09.10.2017, 10:09 Uhr
Nur 13 Passagiere des gekenterten Boots konnten gerettet werden, viele werden noch vermisst.
(Foto: REUTERS)
Die Siedlungsgebiete der Rohingya in Myanmar leeren sich schnell. Die Menschen fliehen nach Bangladesch und riskieren dabei ihr Leben. Nun sind bei einem Bootsunglück am Grenzfluss zu Bangladesch erneut Menschen gestorben.
Beim Kentern eines Bootes mit Rohingya-Flüchtlingen sind im Grenzfluss Naf zwischen Myanmar und Bangladesch mindestens 14 Menschen ums Leben gekommen, zahlreiche weitere werden noch vermisst. Wie die Behörden mitteilten, handelt es sich bei den Toten um elf Kinder, zwei Frauen und einen Mann. Mehr als 150 Rohingya-Flüchtlinge waren bereits in den vergangenen Wochen beim Versuch ertrunken, nach Bangladesch zu gelangen.
Das überfüllte Boot hatte demnach rund hundert Menschen an Bord, als es am Sonntagabend an der Mündung des Flusses in den Golf von Bengalen bei starkem Wellengang kenterte. Rund 40 Erwachsene sollen sich an Bord befunden haben, die übrigen Passagiere waren Kinder. Es sei eine Such- und Rettungsaktion eingeleitet worden, sagte ein Grenzbeamter aus Bangladesch, 13 Menschen wurden dabei gerettet. Möglicherweise seien einige Flüchtlinge an die nahegelegene Küste des Bundesstaats Rakhine in Myanmar geschwommen. Der Überlebende Sayed Hossain, der seinen Sohn bei dem Unglück verlor, sagte: "Wir hatten keine andere Wahl, als unser Dorf zu verlassen".
Seit Ende August sind nach UN-Angaben 515.000 Rohingya aus Myanmar in das überwiegend muslimische Nachbarland geflohen. Rund 100.000 weitere warten nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration IOM auf eine Möglichkeit, ihnen zu folgen. Nach Angriffen einer Rohingya-Miliz auf mehrere Polizei- und Armeeposten am 25. August hatte das Militär des mehrheitlich buddhistischen Myanmar begonnen, Angehörige der muslimischen Minderheit aus ihren Dörfern zu vertreiben. Menschenrechtler sprechen von Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Die Rohingya aus Myanmar, dem ehemaligen Birma, sind staatenlos, seit ihnen die damalige Militärjunta 1982 die Staatsangehörigkeit aberkannte. In Bangladesch leben die Flüchtlinge unter gesundheitlich prekären Bedingungen. Der Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus aus Bangladesch warf Myanmar in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" "Staatsterrorismus" im Umgang mit der muslimischen Minderheit vor. Er erklärte, die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, die de facto die Regierung Myanmars führt, habe die Argumentation und Rhetorik der Militärs übernommen.
Quelle: ntv.de, ftü/dpa/AFP