Politik

Bewerbung um Nachfolge Camerons Boris Johnson zögert bis zur letzten Minute

Der Hype um Boris Johnson könnte gerade nicht höher sein.

Der Hype um Boris Johnson könnte gerade nicht höher sein.

(Foto: picture alliance / dpa)

Er ist neben Ukip-Chef Nigel Farage das Gesicht des Brexit-Lagers: Boris Johnson. Der ehemalige Bürgermeister Londons könnte nun zum Chef der britischen Konservativen und zum Premierminister aufsteigen - doch seine Bewerbung lässt auf sich warten.

Wer in Großbritannien neuer Chef der konservativen Tories und damit auch neuer Premierminister werden will, muss sich bis heute Mittag bewerben. Bisher gibt es fünf Bewerber: Innenministerin Theresa May, Arbeitsminister Stephen Crabb sowie Ex-Verteidigungsminister Liam Fox, der schon gesagt hat, dass er seine Bewerbung heute noch offiziell machen will. Am Vormittag hat überraschend auch Justizminister und EU-Gegner Michael Gove erklärt, dass er Parteichef werden will. Gove's Frau, die Journalistin Sarah Vine, hatte ihren Mann zuvor gewarnt, Johnson zu unterstützen, ohne dass er konkrete Zusagen für eine schärfere Beschränkung von Zuwanderung gibt. Kurz darauf folgte noch die Bewerbung von Energieministerin Andrea Leadsom, ebenfalls aus dem Brexit-Lager.

Als Favoritin gilt May. Das könnte sich aber schlagartig ändern, wenn der frühere Londoner Bürgermeister Boris Johnson ins Rennen einsteigt. Allerdings schmälern die Ambitionen weiterer Brexit-Befürworter die Chancen Johnsons auch. Gove etwa sagte zur Begründung seiner Kandidatur: Er glaube nicht, dass Johnson "die Führung übernehmen und das Team für kommenden Aufgaben aufbauen könne". Damit droht die Spaltung des Brexit-Lagers.

Während May vor dem Brexit-Referendum für einen EU-Verbleib geworben hatte, wurde Johnson zu einem der Wortführer des Brexit-Lagers. Er wäre Mays stärkster Gegenkandidat. Es wird erwartet, dass Johnson kandidieren wird – allerdings hat er bisher offiziell keine Ansprüche angemeldet. Beobachter halten es für denkbar, dass Johnson bis zu letzten Minute um Unterstützung innerhalb der Tories werben will.

Premierminister David Cameron hatte angekündigt, sein Amt spätestens bis Oktober niederzulegen, nachdem sich die Mehrheit der Briten für den Brexit entschieden hatte. Sein Nachfolger soll auf einem Parteitag bestimmt werden. Doch zunächst wird die Zahl der Bewerber auf zwei beschränkt: Wenn sich nun also drei oder mehr Bewerber um Camerons Nachfolge bewerben, wird abgestimmt. Entscheider sind hier die Tory-Abgeordneten. Erst in der nächsten Runde sind die Parteimitglieder am Zug.

Kommt es zum Duell zwischen Johnson und May, könnte das die ohnehin schon gespaltene Conservative Party weiter entzweien. May legt es auch darauf an, sich möglichst stark von Johnson abzugrenzen. So betonte sie, dass sie den harten Alltag des kleinen Mannes kenne, während Johnson aus der Oberschicht stammt. Als neue Regierungschefin wolle sie Großbritannien etwa durch radikale Sozialreformen "zu einem Land zu machen, das für jeden funktioniert". Johnson, wenn er wie erwartet kandidiert, dürfte er unter größerem Druck stehen. Schließlich steht er als Brexit-Unterstützer unter Zugzwang, Vorschläge zu machen.

Quelle: ntv.de, hul

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