Steffi Lemke im "ntv Frühstart" "Brauchen Flüssiggas für warme Wohnzimmer"
27.05.2022, 09:22 Uhr Artikel anhören
In Berlin verhandeln die G7-Staaten über konkrete Klimaziele. Im exklusiven ntv-Interview sagt Bundesumweltministerin Steffi Lemke, Flüssiggas-Terminals werde Deutschland brauchen, aber nicht für lange Zeit.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat angekündigt, dass die Klima-, Umwelt- und Energieminister der G7-Staaten sich bei ihrem Treffen in Berlin auf gemeinsame Maßnahmen geeinigt hätten. "Es gibt ganz konkrete Erklärungen und Vereinbarungen für den Ausbau der erneuerbaren Energien, aber auch beispielsweise zum Kohleausstieg", sagte die Grünen-Politikerin im "ntv Frühstart". Das Abschluss-Kommuniqué der Tagung werde "eine sehr starke Betonung von Klimaschutz, von Schutz der biologischen Vielfalt der Natur und aber auch Engagement gegen Plastikverschmutzung" haben. Zudem gehe es um die Zukunft der Kreislaufwirtschaft, um Ressourcen zu sparen.
Ferner hätten die G7-Staaten vereinbart, dass noch in diesem Jahr die Weltnaturschutzkonferenz stattfinden solle, um den Ozeanschutz noch stärker ins Zentrum der G7-Politik zu legen - "weil der Meeresschutz auch für das Bekämpfen der Klimakrise so notwendig ist und die Nationalstaaten werden das mit einzelnen konkreten Maßnahmen bei sich zu Hause untersetzen", sagte Lemke.
"Erneuerbare Energien werden Hauptenergie"
Den Bau von Flüssiggas-Terminals in Deutschland verteidigte Lemke und wies darauf hin, dass man diese nur für einen begrenzten Zeitraum brauche: "Für eine Übergangszeit brauchen wir das, wenn unsere Wohnzimmer warm bleiben sollen. Wenn die Industrie auch weiter laufen soll, dann wird es für einen kurzen Übergangszeitraum diese Gas-Terminals brauchen."
Diese seien allerdings befristet und müssten auch für "erneuerbares Gas für die Zukunft" geeignet sein, sagte Lemke und fügte hinzu: "Das heißt: keine Investition in rein fossile Infrastruktur, sondern wirklich für den Übergang."
Mit Blick auf die Bedenken von Natur- und Artenschützern und den Vorwurf, dass die Genehmigungen der Flüssiggas-Terminals zu schnell passierten, sagte Lemke: "Die Prüfung beschleunigen wir, aber wir setzen sie nicht aus. Auch beim Bau dieser Flüssiggas-Terminals müssen die Umweltvorschriften beachtet werden." Natur- und Emissionsschutz würden nicht ignoriert, sagte Lemke und betonte: "Wir beschleunigen die Verfahren, aber wir senken nicht die Standards. Auch Naturschutzausgleichs-Maßnahmen müssen dort stattfinden, falls es eine Beeinträchtigung von Natur gibt."
Lemke hob außerdem hervor: "Wir wollen die Erneuerbaren zur Leit- und Hauptenergie machen in Deutschland und Europa." Dies bedeutete einen "forcierten" Ausbau von Windkraft und von Photovoltaik: "Das naturverträglich hinzubekommen, ist eine schwierige Aufgabe, aber wir werden sie lösen. Ehrlich gesagt auch deswegen, weil wir sie lösen müssen. Es geht gar nicht anders", so Lemke.
"Dürfen beim Artenaussterben nicht den gleichen Fehler machen"
Lemke bezeichnete es als ein "großes Signal", dass beim Treffen der Klima-, Umwelt- und Energieminister in Berlin drei entscheidende Naturkrisen "zusammengedacht" würden: "Die Klimakrise, das Artenaussterben und die Plastikverschmutzung: Sie hängen ja zusammen und sie beschleunigen sich gegenseitig. Deswegen müssen wir sie alle drei gemeinsam anpacken."
Zudem warnte Lemke eindringlich: "Es darf uns vor allem mit der Krise des Artenaussterbens nicht das Gleiche passieren, wie mit der Klimakrise, dass sie viel zu lange ignoriert wird und dann die Zeit knapp wird, um sie zu lösen."
Quelle: ntv.de, psa/shu