Preis und Qualität sind besser Briten lassen neue Pässe in der EU drucken
23.03.2018, 11:39 Uhr
Noch ist der britische Reisepass rot. Nach dem Brexit sollen wieder blaue Dokumente hergestellt werden.
(Foto: dpa)
Nach dem Brexit will Großbritannien seine traditionellen blauen Reisepässe wieder einführen. Kurioserweise sollen diese künftig ausgerechnet im EU-Ausland produziert werden. Befürworter des EU-Ausstiegs sind erbost.
Großbritanniens Premierministerin Theresa May hatte die neuen blauen britischen Pässe als "Ausdruck unserer Unabhängigkeit und Souveränität" bezeichnet. Und ausgerechnet diese Dokumente werden künftig in dem EU-Land Frankreich produziert. Die Pässe würden künftig von der französisch-niederländischen Firma Gemalto hergestellt, sagte der Chef des britischen Unternehmens De La Rue, Martin Sutherland, dem BBC-Radio.
De La Rue hatte den Auftrag bisher, verlor aber die Ausschreibung gegen ein billigeres Angebot von Gemalto. Sutherland zeigte sich erbost: Die Entscheidung für ein Unternehmen im Ausland sei "enttäuschend und überraschend". "Jetzt wird dieses Symbol der britischen Identität in Frankreich hergestellt." Zehn Jahre lang habe er die Pässe produziert, "ohne ein einziges Problemchen". Nun sei er preislich unterboten worden.
Ein Sprecher des britischen Innenministeriums erklärte, dass der Steuerzahler bei dem neuen Angebot etwa 120 Millionen Pfund (derzeit knapp 140 Millionen Euro) während der Laufzeit des Vertrages spare. Stärker noch als der Preis sei aber die Qualität bei der Entscheidung berücksichtigt worden. Die Befürworter des EU-Ausstiegs zeigten sich im britischen Parlament dennoch nicht erfreut über den neuen Herstellungsort der Pässe. Sie forderten Aufklärung.
Passfarbe war nie von EU bestimmt
Großbritannien hatte 1988 burgundrote Pässe eingeführt. Die Rückkehr zu dem früher üblichen blauen Pass wurde vor allem von den Befürwortern des Brexit begrüßt. Allerdings hat die EU-Kommission darauf verwiesen, dass Großbritannien auch ohne einen EU-Austritt blaue Pässe hätte nutzen können, weil dies eine nationale Entscheidung sei.
Das Land will im April 2019 die EU verlassen. "Ich muss nun mit den Arbeitern sprechen, ihnen in die Augen schauen und erklären, warum die britische Regierung glaubt, dass es eine vernünftige Entscheidung ist, französische und keine britischen Pässe zu kaufen", sagte Sutherland.
Quelle: ntv.de, kpi/rts/dpa