Ein politisches Statement zur EU? Briten spekulieren über Queen-Rede
25.06.2015, 19:02 Uhr
Die Rede der Queen sorgt in Großbritannien für Diskussionen.
(Foto: dpa)
Bei ihrem Deutschlandbesuch hat sich die Queen gegen eine Spaltung Europas ausgesprochen. Das sorgt in Großbritannien für zahlreiche Kommentare. Hat sich die Königin über ihre eigentliche politische Neutralität hinweggesetzt?
Mit ihrer Warnung vor einer Spaltung Europas hat die eigentlich als unparteiische Instanz geltende Königin Elizabeth II. nach Einschätzung britischer Medien ein politisches Statement abgegeben. Die Queen habe in ihrer Rede "einige subtile und andere nicht so subtile Hinweise gegeben, dass sie der Meinung ist, Großbritannien gehöre in die Europäische Union", schrieb die Zeitung "Guardian".
Der "Daily Telegraph" schrieb, ihre Äußerungen könnten dahingehend interpretiert werden, dass sie "eine Meinung zur EU-Debatte" zum Ausdruck bringe. In der Zeitung "The Independent" war von einer "unerwarteten Warnung" der Queen die Rede, die zu dem Zeitpunkt komme, zu dem sich die EU-Staats- und Regierungschefs zu einem entscheidenden Gipfeltreffen versammelten.
Die Boulevardzeitung "Sun" schrieb gar, Elizabeth II. versuche, die Gipfelteilnehmer zu überzeugen, Großbritannien die von Premierminister David Cameron geforderten Kompetenzen rückzuübertragen. Beim aktuellen EU-Gipfel in Brüssel geht es unter anderem um die Bedingungen der britischen EU-Mitgliedschaft.
"Hinsichtlich der EU politisch neutral"
Die Queen hatte bei ihrem Deutschlandbesuch am Mittwoch vor einer Spaltung Europas gewarnt. "Wir wissen, dass die Spaltung in Europa gefährlich ist und dass wir dieser im Westen wie im Osten des Kontinents entgegenwirken müssen", sagte die Königin in einer Rede während eines Staatsbanketts in Schloss Bellevue.
Ein Sprecher des Buckingham-Palastes erklärte, die Queen stehe "wie immer über der Politik und ist hinsichtlich der EU politisch neutral". Die BBC zitierte einen Palast-Mitarbeiter, der auf die "unpolitische" Rolle der Königin verwies. "Sie würde nie eine politische Meinung vertreten."
Eine Sprecherin von Camerons Amtssitz erklärte auf die Frage, ob die Queen bei ihrer Rede zuvor wie üblich beratende Hinweise der Downing Street erhalten habe, es könne davon ausgegangen werden, "dass dem normalen Prozedere bei Reden der Queen" Folge geleistet worden sei.
Quelle: ntv.de, mli/AFP