Eskalation am Nationalfeiertag? Brutale Festnahme heizt Stimmung in Frankreich wieder auf
10.07.2023, 11:43 Uhr Artikel anhören
Das Vorgehen der Polizei steht mal wieder im Zentrum der Öffentlichkeit.
(Foto: AMAR TAOUALIT via REUTERS)
In Frankreich wird bei einer Demonstration Youssouf Traoré festgenommen. Dessen Bruder starb 2016 nach Verfolgung durch die Polizei. Die nun aufkommenden Diskussionen befeuern die Angst vor einer erneuten Eskalation am bevorstehenden Nationalfeiertag.
Nach einer Demonstration gegen Polizeigewalt am Wochenende in Paris ist eine Untersuchung angelaufen, ob Beamte bei der Versammlung gewaltsam gegen Reporter vorgegangen sind. Diesen Vorwurf erheben drei Journalisten, die von Beamten beim Filmen einer Festnahme angegangen worden sein sollen, berichtete die Zeitung "Le Parisien". Von den Szenen gibt es teils Amateurvideos. Sowohl die verbotene Demonstration als auch die Festnahme, die die Journalisten filmten, sorgen in Frankreich kurz vor dem Nationalfeiertag für Diskussionen.
Aufgerufen zu der später von der Polizeipräfektur Paris untersagten Demonstration hatte die Schwester des 2016 nach einer Verfolgung durch die Polizei gestorbenen jungen Schwarzen Adama Traoré. Sein Schicksal führen Kritiker als Beispiel von Polizeigewalt an, seine Schwester Assa Traoré ist als Aktivistin gegen Rassismus bekannt. Rund 2000 Demonstranten, darunter auch Abgeordnete des Linksbündnisses im Parlament, beteiligten sich an der Kundgebung. Dafür wurden sie später von Politikern anderer Parteien kritisiert.
"Das ist eine Schande"
Von den Festnahmen betroffen war Youssouf Traoré, ein Bruder des 2016 Gestorbenen, der angeblich eine Polizistin geschlagen haben soll. Er wurde bei der Festnahme zu Boden gebracht und verletzt und musste die Nacht im Krankenhaus verbringen. "Der Bruder von Adama verhaftet. Das ist eine Schande", twitterte die Grünen-Abgeordnete Sandrine Rousseau. "So aus einer Festnahme herauszukommen, obwohl es keine Rechtfertigung für diese Gewalt gab."

Assa Traoré (l.), Aktivistin aus Frankreich und Leiterin des Komitees "Wahrheit und Gerechtigkeit für Adama", und Youssouf Traoré mit verletztem Auge.
(Foto: picture alliance/dpa/AFP)
Der Betroffene war nach seiner Freilassung einen Tag später mit geschwollenem Auge zu sehen. Er dankte seinen Unterstützern. "Yssoufou Traoré war Opfer von Gewalt durch Polizisten der Brav-M geworden, die unverhältnismäßig und unrechtmäßig erschien", hieß es zu einem Video-Statement auf einer Twitter-Seite für Adama. Bei den Brav-M handelt es sich um eine berüchtigte Spezialeinheit der Polizei, die oft bei Demonstrationen eingesetzt wird und der immer wieder übermäßig hartes Vorgehen vorgeworfen wird.
Knapp zwei Wochen nach dem tödlichen Schuss eines Polizisten auf einen Jugendlichen bei einer Verkehrskontrolle bei Paris hatte es in mehreren französischen Großstädten am Wochenende Demonstrationen gegen Polizeigewalt gegeben. Die Unruhen nach dem Tod des 17-Jährigen haben inzwischen nachgelassen. Die Sorge ist aber, dass sie zum Nationalfeiertag am 14. Juli wieder aufflammen.
Quelle: ntv.de, rog/dpa