Sechs Standorte gescheitert Bürger erteilen letzter Chance für neuen Nationalpark in NRW Absage
15.12.2024, 19:41 Uhr Artikel anhören
Unter anderem Land- und Forstwirte hatten den Protest gegen den Nationalpark-Plan organisiert.
(Foto: IMAGO/Markus van Offern)
Die schwarz-grüne NRW-Landesregierung hat sich vorgenommen, den Artenschutz mit einem zweiten Naturpark voranzutreiben - allerdings nicht gegen den Willen der Bevölkerung vor Ort. Bei einer Abstimmung an Niederrhein setzen sich wie bei allen anderen fünf möglichen Standorten die Gegner des Projekts durch.
Nach einem Bürgerentscheid am Niederrhein ist der letzte mögliche Standort für einen zweiten Nationalpark in Nordrhein-Westfalen aus dem Rennen. Eine Mehrheit von 52,7 Prozent der Menschen im Kreis Kleve habe sich dagegen ausgesprochen, dass der Reichswald als Nationalpark ausgewiesen werden soll, teilte die Kreisverwaltung mit. Damit ist das Projekt der schwarz-grünen Landesregierung vom Tisch, denn alle anderen Regionen in NRW, die das Land als geeignet eingestuft hatte, haben ebenfalls bereits abgelehnt. Gegen den Willen der Regionen will das Umweltministerium die Nationalpark-Idee nicht durchdrücken.
265.000 Wählerinnen und Wähler im Kreis Kleve waren aufgerufen, ihre Stimme bei dem Bürgerentscheid abzugeben. 41,8 Prozent von ihnen haben laut Kreis eine gültige Stimme abgegeben.
Die schwarz-grüne Landesregierung hatte die Ausweisung eines zweiten Nationalparks in Nordrhein-Westfalen im Koalitionsvertrag vereinbart. Doch ein Herzensanliegen war das Projekt nur für die Grünen und vor allem für Umweltminister Oliver Krischer.
Aus ihrer Sicht wäre ein Nationalpark ein wichtiger Baustein gewesen, um die Artenvielfalt zu verbessern - denn dort steht die Natur unter größtmöglichem Schutz. Wälder und Landschaften dürfen wieder ein Stück weit verwildern. Auch der Tourismus werde angekurbelt, argumentieren die Befürworter. Bislang gibt es in NRW einen Nationalpark in der Eifel. Die CDU und die FDP hatten in den Kreistagen der sechs betroffenen Regionen hingegen vehement gegen einen Nationalpark argumentiert. Auch Land- und Forstwirte hatten den Protest dagegen organisiert. Die Kritiker fürchteten durch einen Nationalpark Einschränkungen für die örtliche Wirtschaft.
Moore jetzt im Fokus beim Arten- und Klimaschutz
So darf in einem Nationalpark bis auf wenige Ausnahmen keine Forstwirtschaft betrieben werden, Windräder dürfen nicht aufgestellt werden und auch für Wanderer und Radfahrer sind kleinere Einschränkungen zugunsten der Natur möglich. Aus Sicht des Landes wären sechs Regionen in NRW grundsätzlich geeignet für das ambitionierte Natur- und Artenschutzprojekt: Der Rothaarkamm in Siegen-Wittgenstein, das Ebbegebirge sowie der Arnsberger Wald im Sauerland, der Hürtgenwald im Kreis Düren, das Eggegebirge in Ostwestfalen-Lippe und eben der Reichswald in Kleve - das größte zusammenhängende Waldgebiet am Niederrhein.
Doch in allen Regionen haben sich nun die Gegner durchgesetzt. Dass noch eine weitere Region von sich aus Interesse bekundet, ist nicht absehbar. Das NRW-Umweltministerium hatte von Anfang an versprochen, dass es einen zweiten Nationalpark nicht gegen die Zustimmung der Menschen vor Ort geben werde.
Stattdessen könnten nun die Moore stärker in den Fokus rücken. Denn eine Renaturierung von Mooren würde ebenfalls zur Bewahrung der biologischen Vielfalt und zu einem natürlichen Klimaschutz beitragen, hatte Krischer bereits gesagt. Das Ziel, die biologische Vielfalt im Land zu schützen, wäre nicht gescheitert, nur weil es keinen zweiten Nationalpark gäbe.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa