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Entscheidung an der Elbe Alle Daten zur Hamburg-Wahl

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Lange Auszählung im Norden: Sieben Tage nach der Bundestagswahl steht in der Hansestadt die Neubesetzung der Hamburger Bürgerschaft an. Welche Parteien liegen an der Elbe vorn? Die amtlichen Zahlen zum Wahlausgang im Überblick.

Hamburg hat entschieden, die Auszählung der Stimmen ist abgeschlossen: Eine Woche nach der Bundestagswahl ging es in Hamburg um die Macht- und Mehrheitsverhältnisse in der "Bürgerschaft der Freien und Hansestadt", wie das Landesparlament im Stadtstaat offiziell heißt. Die Wahlen in Hamburg waren der erste und voraussichtlich einzige Stimmungstest in diesem Jahr auf Landesebene nach dem bundesweiten Urnengang vom 23. Februar.

Entsprechend gespannt blickten Beobachter aus der Bundespolitik gen Norden. Bereits am Wahlabend zeichnete sich - unter den besonderen Bedingungen in der Hansestadt - ein klarer Wahlsieg der Sozialdemokraten ab. Die vollständige Stimmauszählung am Tag danach bestätigt das Ergebnis:

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Hinweis: Die Infografiken werden bis zur Veröffentlichung des amtlichen Endergebnisses laufend aktualisiert.

Die SPD liegt laut vorläufigem amtlichen Ergebnis deutlich vorn. Hamburg bleibt eine Hochburg der Sozialdemokraten. Die SPD erreicht demnach 33,5 Prozent der Stimmen. Das sind 5,7 Prozentpunkte weniger als bei der Wahl vor fünf Jahren - und eines der schwächsten SPD-Ergebnisse bei einer Landtagswahl in Hamburg überhaupt.

Dennoch reicht es für die SPD zum Wahlsieg. Die CDU, bisher in Hamburg in der Opposition, verzeichnet mit plus 8,6 Prozentpunkten zwar deutliche Zugewinne, steigt in Hamburg aber mit 19,8 Prozent nur zur neuen zweitstärksten Kraft auf. Die Grünen verlieren im Vergleich zur zurückliegenden Bürgerschaftswahl 2020 mit minus 5,7 Prozentpunkten kräftig, bleiben in Hamburg aber mit einem Stimmanteil von 18,5 auf Rang drei.

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Stimmenzuwächse konnten ansonsten vor allem die Linken, AfD und Volt verbuchen. Die Linkspartei erzielt mit voraussichtlich 11,2 Prozent sogar ein zweistelliges Ergebnis. Die AfD dagegen bleibt bei der Hamburg-Wahl trotz Zugewinnen im einstelligen Bereich. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) trat erstmals in Hamburg an.

Die Hamburger FDP und das BSW scheiterten klar an der Fünf-Prozent-Hürde. Die junge Partei Volt legte deutlich zu, blieb aber mit 3,2 Prozent ebenfalls unter der entscheidenden Schwelle. Das Landesparlament in Hamburg wird damit künftig fünf Fraktionen umfassen.

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Wahlgewinner des Abends ist der amtierende Erste Bürgermeister und SPD-Spitzenkandidat Peter Tschentscher. Rein rechnerisch könnte er sich den künftigen Koalitionspartner aussuchen und dabei zwischen den Grünen und der CDU wählen.

Tschentscher sprach sich bereits am Wahlabend für eine Fortsetzung des bisherigen Hamburger Regierungsbündnisses aus. "Meine erste Priorität ist, Rot-Grün fortzuführen", sagte er. "Wir sprechen aber auch mit der CDU, weil sich das so gehört zwischen demokratischen Parteien."

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Die Zahlen von Sonntagabend waren noch nicht in Stein gemeißelt: Ein vorläufiges amtliches Ergebnis war in Hamburg erst für frühestens Montagabend angekündigt. Am Wahlabend selbst lief nach den Vorgaben des Hamburger Wahlverfahrens nur eine vereinfachte Auszählung der Stimmen an.

ntv Koalitionsrechner zur Hamburg-Wahl

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Das vorläufige Ergebnis der vereinfachten Auszählung der Stimmen ergibt eine klare Sitzverteilung im Landesparlament: Die SPD kommt demnach als Wahlsieger auf künftig 45 der 121 Sitze. Die CDU ist in Hamburg künftig mit 26 Mandaten in der Bürgerschaft vertreten, die Grünen erhalten 25 und die Linkspartei 15. Die rechte AfD bleibt in Hamburg kleinste Fraktion und sitzt in der Bürgerschaft künftig mit 10 Abgeordneten.

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Bei der Bürgerschaftswahl 2020 waren SPD und Grüne noch gemeinsam auf zwei Drittel der Stimmen gekommen. Die CDU hatte 2020 mit 11,2 Prozent ein historisches Tief erreicht. In den vergangenen Monaten konnten die Hamburger Christdemokraten in den Umfragen jedoch deutlich in der Wählergunst gewinnen.

In Hamburg hatte bereits im Vorfeld vieles auf einen klaren Sieg der SPD hingedeutet. Bei der hypothetischen Direktwahlfrage zum Beispiel hatte der amtierende Erste Bürgermeister Tschentscher am besten abgeschnitten.

44 Prozent der Befragten würden Tschentscher direkt wählen, wenn das möglich wäre. Nur 16 Prozent wollten in dieser Umfrage Katharina Fegebank von den Grünen bevorzugen, CDU-Spitzenkandidat Dennis Thering kam in dieser Befragung auf 15 Prozent.

Auch bei den Zustimmungswerten lag Tschentscher bereits vor der Wahl deutlich vorn: 58 Prozent der Befragten erklärten sich mit der Arbeit ihres Bürgermeisters "zufrieden" oder sogar "sehr zufrieden". Die Spitzenkandidaten der übrigen Parteien schienen im Hamburg-Trend zuletzt an Zuspruch zu verlieren.

Mit der amtierenden Zweiten Bürgermeisterin Fegebank waren Anfang Februar nur 35 Prozent der Befragten "zufrieden" oder "sehr zufrieden". Im Vergleich zur Vorwoche entspricht das einem Minus von drei Prozentpunkten.

Linken-Spitzenkandidatin Cansu Özdemir kam zuletzt auf Zustimmungswerte von 23 Prozent (minus 5 Prozentpunkte). CDU-Kandidat Thering erreichte 19 Prozent (minus 1 Prozentpunkt). Bei der Wahl vor fünf Jahren hatten die Christdemokraten in Hamburg deutlich an Rückhalt verloren.

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Lokale Themen beherrschten den Wahlkampf an der Elbe. Auf die Frage nach den wichtigsten Problemen, die in Hamburg gelöst werden müssen, antworteten laut "Hamburg-Trend" 35 Prozent der Befragten mit "Mobilität, Baustellen, Parksituation". Auch "Wohnen und Mieten" (30 Prozent) und "Wirtschaft und Hamburger Hafen" (23 Prozent) zählen für die Hamburger zu den politischen Herausforderungen.

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Das Themenbündel rund um die Aussichten für den "Hamburger Hafen" hatte seit einer vergleichbaren Befragung im November 2024 um vier Prozentpunkte an Bedeutung gewonnen. Dazu passt, dass mittlerweile 45 Prozent der Hamburger die wirtschaftliche Lage als "weniger gut" oder "schlecht" bezeichnen.

Wahlanalyse: So haben die jüngeren Wähler abgestimmt

Auf Platz vier der wichtigen Probleme in Hamburg tauchte das Thema "Zuwanderung und Flucht" auf - also weit hinter drängenderen Problemen rund ums Wohnen und Leben in Hamburg und auch hinter der ökonomischen Lage, wobei sich die Einschätzungen in Hamburg in den vergangenen Wochen in diesem Punkt nicht verändert haben.

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Wahlberechtigt waren alle Hamburgerinnen und Hamburger mit deutscher Staatsbürgerschaft ab 16 Jahren. Jede Wählerin und jeder Wähler konnte bis zu zehn Stimmen abgeben - je fünf auf dem Landeslisten-Wahlzettel und dem Wahlkreislisten-Wahlzettel.

Insgesamt waren bei der Bürgerschaftswahl 121 Mandate zu vergeben. Von den Abgeordneten werden 71 nach Wahlkreislisten in sogenannten Mehrmandatswahlkreisen und die übrigen 50 nach Landeslisten gewählt. Überhang- und Ausgleichsmandate können die Anzahl der zu vergebenden Mandate über die Landesliste weiter erhöhen.

Bis zu zehn Kreuze auf zwei Stimmzetteln

Das Hamburger Wahlrecht sieht einige Besonderheiten vor: Auf den Wahlkreislisten, markiert als rot gefärbte Stimmzettel, konnten die Wahlberechtigten bis zu fünf Stimmen vergeben und diese frei auf eine oder mehrere Wahlkreiskandidatinnen oder -kandidaten verteilen. Zur Übersicht hatte das zuständige Landeswahlamt vorab für alle 17 Wahlbezirke in Hamburg eigene Musterstimmzettel erstellt.

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Auf den Landeslisten-Stimmzetteln (gelber Stimmzettel) konnten ebenfalls bis zu fünf Stimmen vergeben werden - entweder in Form von "Listenstimmen" für eine Partei oder Wählervereinigung oder in Form von "Personenstimmen" für die dort aufgeführten Kandidatinnen und Kandidaten.

Die Wahlberechtigten konnten dabei frei entscheiden, ob sie ihre Stimmen häufen oder verteilen. Insgesamt konnten Wahlberechtigte bei der Hamburg-Wahl also bis zu zehn Kreuze vergeben.

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Die Zahl der Wahlberechtigten lag bei der zurückliegenden Bürgerschaftswahl in Hamburg bei 1,3 Millionen. Die Wahlbeteiligung erreichte bei der Wahl am 2. März laut vorläufigem amtlichen Auszählungsergebnis bei 67,7 Prozent. Damit entschieden sich deutlich mehr Wählerinnen und Wähler, ihre Stimme abzugeben, als vor fünf Jahren: Bei der vorausgegangenen Wahl 2020 lag die Quote bei 63,0 Prozent.

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Zum Wahltermin am 2. März hatten nach Informationen des Landeswahlamts exakt 1.318.101 Hamburgerinnen und Hamburger eine Wahlbenachrichtigung erhalten. Insgesamt 784 Kandidatinnen und Kandidaten stehen in Hamburg zur Wahl. Rund 16.000 ehrenamtliche Wahlhelferinnen und Wahlhelfern kümmerten sich in der Hansestadt um den reibungslosen Ablauf der Stimmabgabe in den insgesamt 1269 Wahllokalen und stellten die anschließende Auszählung der Stimmen sicher.

Nur Eckdaten am Wahlabend

Der Ablauf am Wahlabend gestaltete sich in Hamburg aufgrund einiger Besonderheiten im Wahlsystem anders als üblich: Unmittelbar nach Schließung der Wahllokale um 18.00 Uhr lief zunächst nur eine "vereinfachte Auszählung" der Stimmen an, wie das Landeswahlamt Hamburg im Vorfeld mitteilte. Erfasst wurden dabei nur die eindeutigen Zweitstimmen. Ziel war die "Ermittlung der voraussichtlichen Fraktionsstärken".

Ausgezählt werden sollten bei der vereinfachten Auswertung am Sonntagabend lediglich die "eindeutig gültigen Landesstimmen", erläuterte das Statistische Landesamt. "Es wird nicht nach Personen- und Listenstimmen differenziert; sämtliche Stimmen, die auf eine Partei oder Wählervereinigung entfallen, werden dieser zugerechnet."

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Bis der Wahlausgang feststand, musste sich die Öffentlichkeit daher etwas gedulden: Am Wahlabend gab es nur vorläufige Eckdaten zu den voraussichtlichen Mehrheitsverhältnissen in der Hamburgischen Bürgerschaft . Zahlen zur Mandatsverteilung und zu den Ergebnissen in den Wahlkreisen wurden in Hamburg erst am Tag nach dem Wahltermin ermittelt.

Der Beginn der regulären Auszählung inklusive aller Personen-, Listen- und Wahlkreisstimmen war für Montagvormittag, 3. März angekündigt. "Die Auszählung der Stimmen kann ab ca. 11:00 Uhr im Internet live verfolgt werden", hieß es aus der Hansestadt. Das Ergebnis der vereinfachten Auszählung sollte ausdrücklich "kein amtliches Wahlergebnis" darstellen. Mit den Montagabend veröffentlichen Daten wurden die Eckdaten aus dem vorläufigen Auszählungsergebnis durchgehend bestätigt. Zusätzlich liegt nun auch die genaue Sitzverteilung samt Namen aller künftigen Abgeordneten vor. Das vollständige amtliche Endergebnis soll dann zweieinhalb Wochen später am 19. März bekannt gegeben werden.

Quelle: ntv.de, mit rts

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