Politik

35 Millionen Euro für Projekte Bund fördert Forschung zu Antisemitismus

Bundesforschungsministerin Karliczek sagt, dass jüdisches Leben in Deutschland schon lange nicht mehr so bedroht war wie aktuell.

Bundesforschungsministerin Karliczek sagt, dass jüdisches Leben in Deutschland schon lange nicht mehr so bedroht war wie aktuell.

(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)

Antisemitismus ist in der Öffentlichkeit wieder sehr präsent, nicht zuletzt auf Querdenken-Protesten sind antijüdische Ressentiments immer wieder zu hören. Die Bundesregierung will gegensteuern. Sie investiert 35 Millionen Euro, um die Ursprünge des Antisemitismus zu erforschen.

Die Bundesregierung will Forschung zu Antisemitismus sowie zu Rechtsextremismus und Rassismus mit 35 Millionen Euro fördern. Ab sofort werden zum Thema Antisemitismus Forschungsverbünde mit zwölf Millionen Euro über vier Jahre durch das Bundesforschungsministerium gefördert, wie das Ministerium mitteilte. Weitere Förderbekanntmachungen im Umfang von 23 Millionen Euro, die im Zusammenhang mit dem Kabinettsausschuss zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus stehen, starten demnach in Kürze.

"Jüdisches Leben, leider muss man das sagen, ist in Deutschland so bedroht wie schon lange nicht mehr", sagte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek. "Antisemitismus und Rassismus haben in Deutschland keinen Platz", so Karliczek weiter. Sie seien "Gift für den gesellschaftlichen Zusammenhalt", das mit aller Entschlossenheit bekämpft werden müsse. "Wir können aber nur bekämpfen, was wir auch verstehen", betonte Karliczek.

Judenfeindlichkeit an Schulen

Die Projekte gehen zum Teil auf eine im vergangenen Jahr veröffentlichte Förderrichtlinie zurück und zum Teil auf den Kabinettsausschuss zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus. Dieser Tage gehen nach Angaben des Ministeriums die entsprechenden Forschungsprojekte an den Start. Die Mittel seien eingeplant und stünden unabhängig vom Ausgang der Bundestagswahl Ende September zur Verfügung, versicherte Karliczek. Mit den Mitteln sollen Forscher zum Beispiel herausfinden, welche Formen von Judenfeindlichkeit an Schulen vorkommen, sagte Karliczek. Ein anderes Projekt soll eine "Gegenstimme zur Bekämpfung antisemitischer Hassreden" für junge Menschen im deutschsprachigen Internet entwickeln. Dazu sollen Ausprägungen von Antisemitismus in sozialen Medien und die Empfänglichkeit junger Menschen dafür genauer analysiert werden.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, erklärte, Judenhass sei "ein ideologischer Kitt" bei Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen. "In der sogenannten Querdenken-Bewegung verbreiten heute Rechtsextreme ihre zerstörerischen und antidemokratischen Inhalte Hand in Hand mit vorher unauffälligen Akteuren aus eher bürgerlichen Milieus."

Forschung zu Rechtsextremismus und Antisemitismus stellten eine Querschnittsaufgabe über verschiedene Disziplinen hinweg dar, sagte der wissenschaftliche Leiter des Zentrums für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte in München, Frank Bajohr. Sie solle nicht als "verinselte Spezial-Forschung" betrieben werden. So sollten etwa Projekte entwickelt werden, die jüdische Alltagskultur in Deutschland bekannter machten. "In der Regel nämlich geht Antisemitismus mit völliger Kenntnislosigkeit jüdischer Kultur, Tradition und Religion einher."

Quelle: ntv.de, als/dpa/AFP

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