"Vereinte Kraftanstrengung" Bund geht gegen Lebensmittelverschwendung vor
20.02.2019, 11:31 Uhr
Mehrere Millionen Tonnen Lebensmittel landen jährlich in deutschen Mülltonnen. Ernährungsministerin Klöckner will das ändern. Ihre Strategie umfasst einen breiten Katalog an Maßnahmen, die das Kabinett nun absegnet.
Die Bundesregierung will die Lebensmittelabfälle in Deutschland verringern und Wirtschaft und Verbraucher dafür stärker einbeziehen. Das sieht eine Strategie von CDU-Ernährungsministerin Julia Klöckner vor, die das Kabinett beschlossen hat.
In der Strategie sind fünf "Dialogforen" mit Vertretern von Unternehmen, Verbänden, Ländern und Wissenschaft vorgesehen, die konkrete Maßnahmen zum Eindämmen von Nahrungsabfällen erarbeiten sollen. Dabei geht es um die gesamte Kette von der Produktion bis zum Teller. Definiert werden sollen Zielmarken, die der jeweilige Bereich - auf freiwilliger Basis - umsetzen soll: Bauern, Verarbeiter, Groß- und Einzelhandel, die Außer-Haus-Verpflegung der Gastronomie sowie private Haushalte.
Dafür werden unter anderem bessere Prozesse in der Wirtschaft angestrebt, passendere Bestellgrößen, kleinere und häufigere Warenlieferungen, ein Verteilen von Produkten zwischen Filialen oder Preisaktionen. Vor allem Jugendliche und junge Familien sollen mit Informationen über das Internet sensibilisiert werden. Bund und Länder sollen prüfen, ob es Hürden fürs Weitergeben unverkaufter Lebensmittel an gemeinnützige Organisationen gibt, etwa bei der Haftung. Teil der Strategie ist auch eine Forschungsförderung von 14 Millionen Euro. Dabei geht es etwa um "intelligente" Packungen, die die Verzehrbarkeit anzeigen.
Lebensmittelabfälle bis 2030 halbieren
Es gehe um eine "vereinte Kraftanstrengung" aller Akteure und höhere Wertschätzung für Nahrungsmittel, sagte Klöckner zu den Maßnahmen. "In jedem Produkt stecken wertvolle Ressourcen: Wasser, Energie, Rohstoffe, aber auch Arbeitskraft, Sorgfalt - und Herzblut." Angesichts von mehr als 800 Millionen hungernden Menschen auf der Welt bestehe Anlass zum Handeln. Klöckner betonte das Regierungsziel, Lebensmittelabfälle auf Ebene von Einzelhandel und Verbrauchern bis 2030 zu halbieren. Das soll auch zum Klimaschutz beitragen.
Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter kritisiert die Strategie. "Nichts als Prüfaufträge und Appelle - das Landwirtschaftsministerium und Julia Klöckner bleiben ihrer Politik der maximalen Unverbindlichkeit treu", sagte Hofreiter den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Er forderte "klare Senkungsziele" auch für Lebensmittelproduzenten und den Einzelhandel: "Bis 2025 muss das Ziel sein, mindestens ein Drittel weniger Lebensmittel wegzuwerfen. Alles andere wäre Augenwischerei."
Bisher werden laut Studien jährlich elf Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen - von Privathaushalten, in der Lebensmittelbranche, im Handel und der Gastronomie. Auf die Verbraucher entfallen demnach pro Kopf 55 Kilogramm im Jahr.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa