Jürgen Hardt im ntv Frühstart CDU-Außenpolitiker: Trumps Atomwaffentests verständlich
30.10.2025, 10:53 Uhr Artikel anhören
US-Präsident Trump will erstmals seit 1992 US-Atomwaffen testen lassen. CDU-Außenexperte Hardt kann das wegen der russisch-chinesischen Aufrüstung nachvollziehen. Trumps Zolldeal mit China lobt er.
Aus der CDU kommt Verständnis für die Ankündigung von US-Präsident Trump, unverzüglich wieder mit Atomwaffentests zu beginnen. Der außenpolitische Sprecher der Unions-Fraktion, Jürgen Hardt, sagte im ntv Frühstart, ihn beunruhige, dass die Zahl der Atomraketen auf der Welt wieder steige -"aber es ist eben nicht Amerika gewesen, das diese neue Runde eingeleitet hat, sondern zuallererst Putin". Russlands Präsident habe atomare Mittelstreckenraketen in Europa stationiert und damit gegen internationale Verträge verstoßen. China rüste ebenfalls massiv auf. Von dieser Aufrüstung müsse man runterkommen. "Und da liegt der Schlüssel in Moskau und in Peking - und nicht in Washington."
Der amerikanische Nuklearschirm sei eine der wesentlichen Lebensversicherungen Deutschlands und Westeuropas, so der CDU-Politiker. Daher könne er den US-Präsidenten nicht dafür kritisieren, sein Atomwaffenarsenal zu modernisieren. "Und dazu gehören vielleicht auch Tests."
Hardt lobte Trumps Teil-Einigung im Handelsstreit mit Chinas Staatschef Xi. Dieser Konflikt sei die größte Bedrohung für den freien Welthandel und damit auch für das exportorientierte Deutschland. "Deshalb sehe ich das zunächst mal positiv." Die Spirale an Verschärfungen im Handelskonflikt sei offensichtlich durchbrochen worden. "Ich würde mir wünschen, dass wir Europäer auch anknüpfen könnten an diese Entwicklung." Derzeit habe man einen Engpass etwa bei Chips, weil China nicht liefere. Hardt rechnet damit, dass Außenminister Wadephul seinen kürzlich abgesagten Besuch in Peking nachholen wird. "Ich glaube auch, dass der Bundeskanzler in nächster Zeit in die Region reist, und natürlich vor allem auch nach China."
Merz in der Türkei
Am heutigen Donnerstag ist Kanzler Merz zum Besuch beim türkischen Präsidenten Erdogan in Ankara. Hardt rechnet damit, dass Merz dabei die Demokratiedefizite in der Türkei thematisieren wird. "Ich bin sicher, dass er es ansprechen wird." Man tue aber weder dem deutsch-türkischen Verhältnis noch den Menschenrechten im Land einen Gefallen, wenn man dies plakativ und öffentlich am Anfang der Gespräche tue.
Zur Inhaftierung des wichtigsten türkischen Oppositionspolitikers Ekrem Imamoglu sagte Hardt, das Vorgehen der Regierung sei inakzeptabel. "Ich glaube aber, dass wir durch deutschen Druck da nichts ändern können." Erdogan lasse sich etwa von angedrohten Wirtschaftssanktionen nicht beeindrucken. Es gebe im Übrigen eine ganze Reihe wichtiger Themen, unter anderem weil die Türkei ein Nato-Partner sei, viele syrische Flüchtlinge beherberge und viele türkische Staatsbürger in Deutschland lebten. Deshalb dürfe man die Beziehungen zur Türkei nicht gefährden.
Quelle: ntv.de, psc