Reaktionen auf Tod Hanijas Chamenei kündigt "harte Bestrafung" an, Türkei wirft Israel Eskalation vor
31.07.2024, 08:11 Uhr Artikel anhören
Der getötete Hamas-Anführer Ismail Hanija auf einer Aufnahme mit dem iranischern Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei: Die Terrororganisation wird massiv von Teheran unterstützt.
(Foto: dpa)
Auf iranischem Boden kommt Hamas-Anführer Hanija bei einem Angriff ums Leben. In Teheran löst dies Empörung aus: Das vergossene Blut Hanijas werde Israel zum Verhängnis werden. Die Türkei spricht von einer Eskalation der Situation durch Israel. Auch der Kreml reagiert.
Der Tod des Hamas-Anführers Ismail Hanija hat teils heftige Reaktionen unter den Verbündeten der Terrororganisation ausgelöst. Der Iran, in dessen Hauptstadt Teheran Hanija bei einer Attacke ums Leben kam, verurteilte die Tötung auf Schärfste. Der oberste Führer des Irans, Ajatollah Ali Chamenei, kündigte Vergeltung an. "Das kriminelle zionistische Regime (Israel) hat unseren Gast in unserem Haus ermordet", wurde Chamenei auf seiner Website zitiert. "Es wird eine harte Bestrafung geben."
"Das reine Blut des heiligen und ehrenhaften Kriegers Ismail Hanija ist zweifellos nicht umsonst geflossen", sagte Außenamtssprecher Nasser Kanaani in einer Presseerklärung. Dieses Blut werde laut Kanaani Israel letztendlich zum Verhängnis werden.
Der Anschlag auf Hanija werde außerdem die Beziehungen zwischen der palästinischen Widerstandsfront und Iran noch weiter stärken, so der Sprecher laut Nachrichtenagentur Isna. Zu den Details des Anschlags sagte er lediglich, dass die Sicherheitsbehörden die Ursachen und den Tatvorgang noch überprüfen.
Der neue iranische Präsident Massud Peseschkian drohte mit Vergeltung. Der Iran werde dafür sorgen, dass "die terroristischen Besatzer ihre feige Tat" bereuten, teilte Peseschkian laut staatlichen Medien mit. Israel wird im Iran auch als Besatzer palästinensischen Gebiets bezeichnet. Der Iran werde seine territoriale Integrität, Würde, Ehre und Stolz verteidigen, fügt Peseschkian in seiner Erklärung hinzu, die von iranischen Medien verbreitet wurde.
Die Türkei warf Israel vor, den Gaza-Krieg in der Region "auf eine internationale Dimension" ausweiten zu wollen. Es habe sich erneut gezeigt, dass die Regierung von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu keine Absicht habe, den Frieden zu erreichen, teilte das türkische Außenministerium mit. In der Mitteilung war von einer "schändlichen Ermordung" die Rede.
USA sichern Israel Unterstützung zu
Russland sprach von einem "absolut inakzeptablen politischer Mord, der zu einer weiteren Eskalation der Spannungen führen wird", zitierte die Nachrichtenagentur RIA den stellvertretenden Außenminister Michail Bogdanow. Dies werde auch negative Auswirkungen auf die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen haben. Russland unterhält einerseits zwar Beziehungen zu Israel, andererseits aber noch engere Beziehungen zu den mit Israel verfeindeten Ländern Iran und Syrien sowie der radikal-islamischen Palästinenser-Organisation Hamas.
Die USA stellten sich hinter den Verbündeten Israel. Verteidigungsminister Lloyd Austin versicherte, die USA würden das Land im Falle eines Angriffs verteidigen. Mit Blick auf die zunehmenden Spannungen im Nahen Osten sagte Austin bei einem Besuch auf den Philippinen, er halte einen größeren Krieg in der Region jedoch nicht für unvermeidlich.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sprach in einer Stellungnahme von einem "feigen Akt". Der Leiter der palästinensischen Autonomiebehörde sprach von einer "gefährlichen Entwicklung". Der Generalsekretär der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Hussein Al-Scheik, schrieb auf der Plattform X, seine Organisation verurteile "den Mord an dem nationalen Führer" Hanija. Er sprach von der Notwendigkeit der Einigung der verschiedenen palästinensischen Gruppen und Fraktionen. Ein Bündnis der verschiedenen politischen Gruppen im Westjordanland rief als Reaktion auf den Tod Hanijas zu einem Generalstreik auf. Außerdem solle an Kontrollpunkten die Konfrontation mit israelischen Soldaten gesucht werden, hieß es. Ob es sich dabei um Demonstrationen oder Angriffe handeln sollte, blieb unklar.
Die mit der Hamas verbündete Huthi-Miliz bezeichnete die Hanija-Tötung als "abscheuliches terroristisches Verbrechen". Es handele sich um "eine eklatante Verletzung von Gesetzen und ideellen Werten", schrieb Mohammed Ali al-Huthi, Mitglied des Huthi-Politbüros, bei X.
Die Hisbollah aus dem Libanon kündigte an, dass der Tod Hanijas zu noch mehr Widerstand gegen Israel führen werde. Hanija "war einer der großen Widerstandskämpfer unserer Zeit, der sich mutig gegen US-Vorherrschaft und zionistische Besatzung wehrte", teilte die Hisbollah mit. Er sei bereit gewesen, für die Sache zu sterben, an die er glaubte. Durch seinen Tod würden "Widerstandskämpfer an allen Schauplätzen" noch entschlossener kämpfen und "ihren Willen stärken, dem zionistischen Feind gegenüberzutreten".
In den frühen Morgenstunden meldeten sowohl Hamas als auch die iranischen Revolutionsgarden die Tötung Hanijas bei einem Angriff in Teheran. Demnach starb der Auslandschef der Terrororganisation in seiner Residenz, nachdem er an einer Vereidigungszeremonie des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian teilgenommen hatte. Die Attacke wird Israel zugeschrieben, eine offizielle Äußerung der israelischen Regierung dazu liegt jedoch nicht vor.
Quelle: ntv.de, jog/dpa/rts/AFP