Grenzkonflikt im Himalaja China-Truppen töten drei indische Soldaten
16.06.2020, 11:40 Uhr
Im September 2018 fährt ein indisches Armeefahrzeug durch die Region Ladakh.
(Foto: AP)
Immer wieder geraten indische und chinesische Truppen in der Himalaja-Region aneinander. Die beiden Staaten streiten um den dortigen Grenzverlauf. Nun eskaliert die Lage vor Ort: Bei einer Konfrontation kommen drei indische Soldaten ums Leben. Auch auf der anderen Seite soll es Opfer geben.
Bei einem Zwischenfall an der indisch-chinesischen Grenze sind nach Angaben der indischen Armee drei indische Soldaten getötet worden. Am Montagabend sei es an einem umstrittenen Grenzabschnitt in der nordwestindischen Region Ladakh zu einer "gewaltsamen Auseinandersetzung" mit Opfern auf beiden Seiten gekommen, erklärte ein Armeesprecher in Neu-Delhi. Auf indischer Seite wurden demnach ein Offizier und zwei Soldaten getötet. Ranghohe Militärvertreter der beiden Nachbarländer würden sich am Dienstag treffen, um die Situation zu entschärfen, hieß es.
China machte die indischen Soldaten für den Zusammenstoß verantwortlich. Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Zhao Lijian, sagte vor Journalisten in Peking, indische Truppen hätten am Montag zweimal die Grenze übertreten und chinesische Soldaten "provoziert und angegriffen". Daraufhin sei es zu einer "schweren körperlichen Auseinandersetzung" gekommen.
An der 3500 Kilometer langen Grenze zwischen Indien und China, deren genauer Verlauf an einigen Stellen umstritten ist, hatten die Spannungen zuletzt zugenommen. Im Mai wurden mehrere indische und chinesische Soldaten bei einem Zusammenstoß durch Faustschläge und Steinwürfe im indischen Bundesstaat Sikkim verletzt. Daraufhin überschritten nach indischen Angaben chinesische Soldaten die Demarkationslinie in der weiter westlich gelegenen Region Ladakh. Als Reaktion verlegten beide Seiten Tausende Soldaten an die Grenze.
Nachbarländer wollen keine Einmischung Trumps
Die Spannungen zwischen chinesischen und indischen Soldaten im Grenzgebiet nehmen seit einigen Jahren zu. Schon 2017 war es in der Nähe von Ladakh zu einer Schlägerei zwischen chinesischen und indischen Soldaten gekommen. Im selben Jahr standen sich Soldaten beider Länder in Bhutans Doklam-Region gegenüber, nachdem die indische Armee Truppen entsandt hatte, um China am Bau einer Straße zu hindern.
China und Indien hatten 1962 einen kurzen Krieg um ihre Grenze im Himalaja geführt, den China gewann. Seither gibt es immer wieder Zwischenfälle. Der Grenzverlauf ist nach wie vor nicht geklärt. Auch US-Präsident Donald Trump hatte kürzlich angeboten, in dem Konflikt zu vermitteln, was die Nachbarländer nicht wollten. Peking beansprucht etwa 90.000 Quadratkilometer eines Gebiets, das sich unter der Kontrolle Neu-Delhis befindet.
Quelle: ntv.de, agr/AFP/dpa