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"Mehr Flexibilität und Ausdauer" China baut atombetriebenes Kriegsschiff

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China ist bereits mit Flugzeugträgern auf den Weltmeeren unterwegs.

China ist bereits mit Flugzeugträgern auf den Weltmeeren unterwegs.

(Foto: picture alliance / Xinhua News Agency)

Es wird bereits lange vermutet, dass China Flugzeugträger mit nuklearen Reaktoren entwickelt. Jetzt liegen erstmals Beweise für den Bau eines Prototyps vor. Damit wäre das Militär weltweit einsatzbereit.

China entwickelt nach Ansicht von Experten einen Atomantrieb für Flugzeugträger. Das Middlebury Institute of International Studies in Kalifornien kam anhand von Satellitenbildern und öffentlichen Dokumenten zu dem Schluss, dass ein für den Bau von Flugzeugträgern verantwortliches Institut in Leshan in der Inlandsprovinz Sichuan den Prototyp eines Reaktors für den Antrieb von Kriegsschiffen baut. Der Reaktor sei Unterlagen zufolge bald einsatzbereit.

China verfügt bislang über drei Flugzeugträger. Der erste ging 2012 in Betrieb und ist ein umgebautes Schiff aus Sowjetzeiten. Der Zweite wurde nach sowjetischen Plänen gebaut. Der Dritte ist eine chinesische Eigenentwicklung und lief vor zwei Jahren vom Stapel. Alle drei haben einen konventionellen Antrieb, der ihre Operationsreichweite und ihre Einsatzdauer im Vergleich zu Atomflugzeugträgern einschränkt.

Gerüchte darüber, dass China an einem Atomantrieb für Flugzeugträger werkelt, gibt es schon länger. Die Erkenntnisse des Middlebury-Instituts bestätigen dies jetzt. "Der Reaktorprototyp in Leshan ist der erste handfeste Beweis dafür, dass China tatsächlich einen Flugzeugträger mit Atomantrieb entwickelt", sagte der an der Forschung beteiligte Professor Jeffrey Lewis.

Beweise für Reaktorbau in Leshan

Das Middlebury-Institut griff nach eigenen Angaben auf chinesische Dokumente wie Projektausschreibungen, Personalakten, Umweltverträglichkeitsstudien und sogar eine Bürgerbeschwerde über Baulärm und übermäßigen Staub zurück. Satellitenbilder aus den Jahren 2020 bis 2023 zeigen den Abriss von Häusern und den Bau von Wasserentnahmestellen, die mit dem Reaktorstandort in Leshan verbunden sind. Die Verträge für Dampferzeuger und Turbinenpumpen deuten darauf hin, dass es sich um einen Druckwasserreaktor mit einem Sekundärkreislauf handelt - ein Profil, das mit den Antriebsreaktoren der Marine übereinstimme, erklärten die Forscher.

Nicht an der Untersuchung beteiligte Expertinnen und Experten nannten die Ergebnisse und die Beweise überzeugend. Das Außen- und das Verteidigungsministerium in Peking äußerten sich nicht dazu.

Zhao von der Carnegie-Stiftung sagte, nuklear angetriebene Flugzeugträger böten dem chinesischen Militär "mehr Flexibilität und Ausdauer, um an strategischen Brennpunkten zu operieren". Das betreffe das Südchinesische Meer, das China fast vollständig für sich beansprucht, aber auch das demokratisch regierte Taiwan, das die Führung in Peking als Nichtstaat betrachtet und gegebenenfalls mit Gewalt unter seine Herrschaft zu zwingen gedenkt.

Die USA haben sich per Gesetz verpflichtet, Taiwan ausreichend mit Waffen zu versorgen, um China von einer Invasion abzuschrecken. Im Falle eines Angriffs oder einer Blockade könnten sie Taiwan von ihren Stützpunkten im Pazifik aus Hilfe leisten. Ein China mit Atomflugzeugträgern könnte dem stärker entgegentreten als derzeit. "Diese Flugzeugträger könnten auch die chinesischen Operationen tiefer in den westlichen Pazifik ausdehnen und die Fähigkeit des US-Militärs weiter infrage stellen, in regionale Angelegenheiten einzugreifen", sagte Zhao.

Quelle: ntv.de, vme/AP

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