Mittlerweile 70.000 Infizierte China bläst Volkskongress wegen Virus ab
17.02.2020, 13:18 Uhr
Der Volkskongress gilt in China als wichtigste Veranstaltung des Jahres.
(Foto: picture alliance/dpa)
In China greift das Coronavirus weiter um sich. Nun sieht sich die Führung in Peking sogar dazu genötigt, den jährlichen Volkskongress zu verschieben. Auch in Japan nimmt man von Großveranstaltungen Abstand.
Mit dem Anstieg erfasster Coronavirus-Infektionen auf mehr als 70.000 plant China nun sogar eine Verschiebung der Jahrestagung seines Parlaments. Es ist das erste Mal in der jüngeren Geschichte der Volksrepublik, dass die Sitzung des nationalen Volkskongresses verlegt wird. Das wichtigste politische Ritual des Jahres hätte am 5. März in Peking beginnen sollen.
Der Führungskreis des Ständigen Ausschusses halte die Verschiebung des Volkskongresses auf einen angemessenen Zeitpunkt für "notwendig", berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Formell soll der Ausschuss am nächsten Montag darüber entscheiden. Rund 6000 Abgeordnete des Volkskongresses und Mitglieder der parallel tagenden beratenden Konsultativkonferenz hätten aus allen Provinzen in die Hauptstadt kommen müssen. Die ungewöhnliche Verschiebung wurde auch damit begründet, dass viele der Abgeordneten "an vorderster Front" gegen die Covid-19-Epidemie kämpften.
Innerhalb eines Tages war zuvor die Zahl erfasster Ansteckungen mit dem neuen Coronavirus Sars-CoV-2 im Land um mehr als 2000 auf über 70.500 gestiegen. Mehr als 100 weitere Todesfälle wurden gemeldet. Damit starben bislang in China rund 1770 Menschen an der Covid-19 genannten Lungenkrankheit. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer bei den Fallzahlen aus. Besonders schwer ist in Zentralchina die 60 Millionen Einwohner zählende Provinz Hubei mit der Metropole Wuhan betroffen.
Großveranstaltungen auch in Japan betroffen
Auch in Japan wachsen die Sorgen. Wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus hat der japanische Kaiserpalast die Feierlichkeiten zum Geburtstag von Kaiser Naruhito für den kommenden Sonntag abgesagt. Wie der Kaiserpalast mitteilte, wird das Palastgelände in Tokio am kommenden Sonntag nicht für Besucher geöffnet. Naruhito wird demnach nicht öffentlich auftreten und es wird auch kein Buch für Glückwünsche ausgelegt. Normalerweise strömen am Geburtstag des japanischen Kaisers Zehntausende Gratulanten in den Palast.
Auch der Tokio-Marathon am 1. März wird in diesem Jahr kein Massenspektakel, die Organisatoren lassen wegen der Epidemie keine Amateure bei der Veranstaltung zu. Damit werden nur rund 200 Elite-Athleten beim Auftakt der World Marathon Majors teilnehmen - anstatt knapp 40.000 Sportler, teilte der Veranstalter mit. Für die ursprünglich geplanten 38.000 Startplätze gab es rund 300.000 Bewerber.
In Japan haben sich mittlerweile mindestens 60 Menschen mit dem neuartigen Coronavirus aus China infiziert. Am Sonntag hatte die Regierung den Japanern daher dazu geraten, "nicht dringende und nicht unbedingt nötige Menschenansammlungen" fortan zu meiden. Vor allem ältere und kranke Menschen sollen vorsichtig sein. Gesundheitsminister Katsunobu Kato sprach von einer "neuen Phase" der Coronavirus-Epidemie.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa/AFP/sid