Skandal um sexuelle Belästigung Co-Präsident von Fox News nimmt seinen Hut
02.05.2017, 13:02 Uhr
Bill Shine wird vorgeworfen, eine frauenfeindliche Atmosphäre geschaffen zu haben.
(Foto: AP)
Nach den Vorwürfen der sexuellen Belästigung gegen Fox News rollen weitere Köpfe: Co-Präsident Bill Shine tritt von seinem Posten zurück. Doch der US-Sender hat bereits eine weitere Klage am Hals.
Im Skandal um sexuelle Belästigung beim rechtskonservativen US-Sender Fox News hat auch Co-Präsident Bill Shine seinen Hut nehmen müssen. Shine trat am Montag von seinem Posten zurück. Nach Informationen des "Wall Street Journal" werfen ihm ehemalige Mitarbeiter vor, Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen den ehemaligen Fox News-Chef Roger Ailes übergangen und dazu beigetragen zu haben, im Sender eine frauenfeindliche Atmosphäre zu schaffen.
Shine war ein Vertrauter von Ailes und zum Co-Präsidenten des Senders aufgestiegen, als dieser im Juli 2016 unter dem Druck der Vorwürfe zurücktreten musste. Eine Moderatorin hatte Ailes verklagt. In einer im vergangenen Monat eingereichten Klage gegen den Sender wurde Shine beschuldigt, sich an Einschüchterungsversuchen gegenüber mutmaßlichen Opfern beteiligt zu haben.
Erst im April hatte sich der Sender von seinem Starmoderator Bill O'Reilly getrennt, dem ebenfalls sexuelle Belästigung von Frauen vorgeworfen wurde. Laut "New York Times" hatten er und sein Sender 13 Millionen Dollar (knapp 12 Millionen Euro) Schweigegeld an fünf Frauen gezahlt, die dem 67-Jährigen sexuelle Belästigung vorgeworfen hatten.
Der Chef des Mutterkonzerns 21st Century Fox, der 86-jährige Medienmagnat Rupert Murdoch, verkündete persönlich Shines Entlassung. Er würdigte gleichzeitig "die bedeutende Rolle" des Co-Präsidenten beim Aufbau von Fox News. Laut Murdoch bleibt Shines Kollege Jack Abernethy hingegen Co-Präsident von Fox News und Geschäftsführer der Lokalsender von Fox Television.
Neue Klage wegen Rassismus
Angelo Carusone von der Medienwächter-Organisation Media Matters begrüßte Shines Entlassung. Sie zeige, dass die Frauen bei Fox News mit ihren Vorwürfen Recht hätten, wonach sich die "Epidemie der sexuellen Belästigung" nicht auf die Handlungen einiger namhafter Persönlichkeiten begrenzen lasse, sondern auf eine viel "umfassendere Kultur der Schikane" hinweise. Fox News steht Präsident Donald Trump nahe, der seinerseits im Wahlkampf wegen früherer Prahlereien mit sexuellen Übergriffen unter Druck geraten war.
Zusätzlich wurde dem Sender Rassismus vorgeworfen. Wie der "Spiegel" zuvor berichtete, wurde Fox in einer im April eingereichten Klage vorgeworfen, es herrsche ein Klima der rassistischen Diskriminierung, "das mehr gemeinsam hat mit der Verwaltung einer Plantage als mit einer modernen Arbeitsplatzumgebung".
Der Klageschrift schließen sich acht weitere frühere und derzeitige Fox-Mitarbeiter den Vorwürfen an, die bereits drei frühere Fox-Kollegen gemacht hatten, hieß es weiter. Angeklagt wird neben einer ehemaligen Finanzverantwortlichen auch Dianne Brandi, die Leiterin der Rechtsabteilung.
Fox News streite die Vorwürfe demzufolge ab und bezeichnet sie als "Nachahmerklagen". Auch Brandi weist die Rassismus-Beschwerden zurück. Einer der Kläger, der schwarze Moderator Kelly Wright, sagte in der Anklageschrift, man habe ihn aufgefordert, die Rolle des Jim Crow zu geben. Eine aus dem 19. Jahrhundert stammende Bezeichnung für das rassistische Stereotyp eines tanzenden, faulen, unintelligenten Schwarzen.
Quelle: ntv.de, vck/AFP