Politik

Studie analysiert 129 Länder Demokratie in der Türkei ist "defekt"

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(Foto: picture alliance / Michael Kappe)

Die Bertelsmann-Stiftung stellt in einer Studie zu Entwicklungs- und Schwellenländern heraus: In Demokratien werden zunehmend Bürgerrechte beschnitten. Vor allem ein Land sticht negativ hervor.

In immer mehr Entwicklungs- und Schwellenländern hebeln Regierende laut einer Studie Kontrollinstanzen aus, um ihre Macht und ein System der Selbstbereicherung zu erhalten. Zugleich wächst der Protest gegen soziale Ungleichheit, Korruption und Missmanagement, wie eine Zwei-Jahres-Analyse der Bertelsmann-Stiftung ergab. Demnach lebten weltweit im vergangenen Jahr rund 4,2 Milliarden Menschen in Demokratien (2003: 4,0 Milliarden) und etwa 3,3 Milliarden (2003: 2,3 Milliarden) in Autokratien. "Aus dem Gleichgewicht" sieht die Studie vor allem die Türkei.

Dass auch in Demokratien zunehmend Bürgerrechte beschnitten und rechtsstaatliche Standards aufgeweicht werden, sei höchst problematisch, heißt es in der Analyse von 129 Entwicklungs- und Schwellenländer. Mit Blick auf die Türkei schreiben die Autoren, dass in keinem Land die "Aushöhlung der Gewaltenteilung" zuletzt so deutlich vorangetrieben worden sei wie in der "stark defekten Demokratie am Bosporus" seit dem Putschversuch vom Juli 2016. Beobachtet werde eine "massive Einschränkung von Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit", eine "Indoktrinierung der eigenen Anhängerschaft" und eine Marginalisierung der Opposition".

In dem "Transformationsindex" (BTI), mit dem die Stiftung die Qualität von Demokratie, Marktwirtschaft und Regierungsführung in den 129 Staaten analysiert, werden 71 Länder als Demokratien und 58 als Autokratien eingestuft. In 72 Ländern herrsche massive Armut und soziale Ausgrenzung.

Die Auswertung beruht nach Angaben von Bertelsmann auf Länderberichten von 250 Experten international renommierter Universitäten, Instituten und Denkfabriken. Rückschritte gebe es bei fairen und freien Wahlen: 2006 galt entsprechend dem Index noch jedes 6. Land als vorbildlich, 2018 nur noch jedes 14. Land. Und lediglich in 10 der 129 Staaten sieht die Stiftung noch eine uneingeschränkte Meinungs- und Pressefreiheit - 2006 war das noch bei 17 Staaten der Fall.

Quelle: ntv.de, kpi/dpa

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