Politik

Bis zu 18 Jahre Haft gefordert Deniz Yücel kommt frei

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Nach mehr als einem Jahr in Haft kommt der Journalist Deniz Yücel in der Türkei frei. Formal wird der "Welt"-Journalist angeklagt, daraufhin jedoch sofort aus der Untersuchungshaft entlassen.

Der Journalist Deniz Yücel kommt frei. Ein türkisches Gericht ordnete seine Freilassung nach Vorlage einer Anklageschrift durch die Staatsanwaltschaft an. Die Anklage fordert bis zu 18 Jahre Haft für den "Welt"-Korrespondenten. Zuvor hatte die "Welt" selbst über Yücels bevorstehende Freilassung berichtet. Das Auswärige Amt bestätigte später die Nachricht. Er war am 14. Februar 2017 wegen des Vorwurfs der "Terrorpropaganda" in der Türkei inhaftiert worden.

Die "Welt" berichtet, es sei keine Ausreisesperre verhängt worden. Yücel befinde sich noch im Gefängnisgebäude. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel sagte, er rechne fest damit, dass Yücel bald das Land verlassen dürfe und auch werde.

Ein Sprecher des Ministeriums beteuerte, dass "von schmutzigen Deals keine Rede sein" könne. Gabriel hatte vor Wochen angedeutet, dass Rheinmetall Leopard-Panzer der türkischen Armee gegen Minen und Panzerfäuste nachrüsten könnte. Yücel hatte es abgelehnt, als Teil eines solchen Tauschgeschäfts freizukommen.

Gabriel sagte nach Bekanntwerden Yücels Freilassung: "Das ist ein guter Tag für uns alle." Er habe sich auf Vermittlung des türkischen Außenministers Mevlüt Cavusoglu auch zwei Mal mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan getroffen, um eine Beschleunigung des Verfahrens zu erreichen. Diese Treffen waren bisher nicht bekannt. Dem Auswärtigen Amt zufolge fand in den vergangenen zehn Tagen eine Zusammenkunft in der Türkei und eine in Rom statt.

Die türkische Regierung habe immer Wert darauf gelegt, dass es keinen politischen Einfluss auf die Gerichtsentscheidung geben werde, so Gabriel. Er bedankte sich ausdrücklich bei Außenminister Mevlüt Cavasoglu sowie Kanzlerin Angela Merkel "für ihr Vertrauen in die Arbeit des Auswärtigen Amts in diesem schwierigen Fall".

Yildirim erst am Donnerstag zu Besuch in Berlin

Yücel saß im Gefängniskomplex Silivri in der Nähe von Istanbul ein

Yücel saß im Gefängniskomplex Silivri in der Nähe von Istanbul ein

(Foto: dpa)

Springer-Chef Mathias Döpfner sagte in einer ersten Stellungnahme: "Wir freuen uns und sind unendlich erleichtert, dass Deniz Yücel nach mehr als einem Jahr in Haft endlich frei ist." Döpfner bedankte sich bei allen, "die mit unermüdlicher Energie für ihn da waren und sich für seine Freilassung stark gemacht haben - seinen Kollegen, seinen Freunden, der Bundesregierung und dort vor allem Sigmar Gabriel".

Der Fall war zuletzt der größte Streitpunkt im Verhältnis zur Türkei. Yücel saß ein Jahr ohne Anklage in der Türkei im Gefängnis. Anschließend wurde gegen ihn wegen Terrorvorwürfen Untersuchungshaft verhängt. Zuletzt war aber Bewegung in den Fall gekommen.

Die türkische Regierung hatte sich zuletzt über die Zukunft Yücels bedeckt gehalten, jedoch Signale der Bereitschaft gesendet, einzulenken. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte am Donnerstag nach einem Treffen mit dem türkischen Ministerpräsidenten Binali Yildirim gesagt, sie habe Yildirim darauf hingewiesen, "dass dieser Fall eine besondere Dringlichkeit für uns hat". 

Ministerpräsident Binali Yildirim sagte am Donnerstag bei seinem Besuch in Berlin, es liege bei den Gerichten, wann der Fall verhandelt werde. Er habe aber die Hoffnung, dass bald Anklage erhoben werde. Sollte es zu einer Verhandlung kommen, könne "eine Hoffnung sich ergeben".

Quelle: ntv.de, jog/DJ/dpa

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