Tischner holt Direktmandat Der Geschichtslehrer, der Höcke in Thüringen besiegte
02.09.2024, 14:16 Uhr Artikel anhören
Im Wahlkampf warb Tischner mit dem Slogan "Der von Hier!"
(Foto: IMAGO/Jacob Schröter)
Bei der Landtagswahl in Thüringen scheitert Höcke erneut bei der Direktwahl. Mit einem deutlichen Vorsprung holt CDU-Kandidat Tischner das Mandat im gemeinsamen Wahlkreis. Im Wahlkampf setzt der Geschichtslehrer auf seine ostdeutsche Herkunft - die ihn vom AfD-Chef unterscheidet.
Er ist Geschichtslehrer, "Vogtländer durch und durch", wie er sagt - und nun auch so etwas wie ein Held in seiner CDU: Der Bildungspolitiker Christian Tischner hat sein Direktmandat in seiner Heimat in Ostthüringen gegen AfD-Landeschef Björn Höcke verteidigt. Dabei hatte Höcke, ebenfalls Geschichtslehrer, extra den Wahlkreis gewechselt, weil er sich in Tischners Region bessere Chancen ausrechnete als in der CDU-Hochburg Eichsfeld, wo Höcke mit seiner Familie seit vielen Jahren wohnt. "Er wollte die Region benutzen. Ich glaube, da haben viele Menschen gesagt, dass sie das nicht möchten", sagte Tischner nach seinem Sieg. Er verbuchte 43 Prozent der Stimmen, Höcke nur 38,9 Prozent.
Der Geschichtslehrer Tischner ist in Thüringen ein bekannter Bildungspolitiker, gilt als Vertrauter von CDU-Landeschef Mario Voigt und gehört dessen "Kompetenzteam" an. Damit wird er als möglicher Bildungsminister gehandelt, sollte das Ressort an die CDU fallen. Voigt hat nach der Landtagswahl wohl am ehesten Chancen, neuer Ministerpräsident zu werden. Zuvor muss er aber eine Koalition schmieden und womöglich dabei die neue Partei Bündnis Sahra Wagenknecht ins Boot holen. Außerdem steht ihm bei der Suche nach Partnern ein Unvereinbarkeitsbeschluss seiner Partei zur AfD und zur Linken im Weg. Ohne das Mittun einer der beiden Parteien können in Thüringen aber keine Mehrheiten im Parlament gebildet werden.
Innerhalb der CDU vertritt Tischner eine klare Linie im Umgang mit der AfD - für ihn ist eine Zusammenarbeit mit der Partei von Höcke unmöglich. "Wie unanständig und wie respektlos die Politik machen, wie die alles diskreditieren, wie sie die Kirchen diskreditieren, wie sie die Wirtschaft diskreditieren. Das ist schon vom Stil her absolut unmöglich, mit diesen Leuten etwas zusammen zu machen", sagte Tischner.
Keine Zuspitzung "Tischner oder Höcke"
Der 43-Jährige ist in Ostthüringen geboren und aufgewachsen, studierte Lehramt für Gymnasien und wurde nach einem beruflichen Ausflug nach Bremen dann in Thüringen Lehrer für Geschichte und Sozialkunde. Als er davon erfuhr, dass sich Höcke seinen Wahlkreis für eine Direktkandidatur ausgesucht hatte, sei ihm klar geworden, dass es im Wahlkampf nicht mehr um Inhalte, sondern nur noch um Personen gehen werde.
Tischner verzichtete nach eigenen Angaben trotzdem auf eine Zuspitzung nach dem Motto "Tischner oder Höcke". Das hätte, ist Tischner überzeugt, die Menschen nur weiter in die Arme der AfD getrieben. "Die Leute haben Sorgen und Ängste, und die müssen wir lösen", sagte er. Im Wahlkampf warb er mit dem Slogan "Der von Hier!" Höcke wurde in Nordrhein-Westfalen geboren, wuchs in Rheinland-Pfalz auf und zog später von Hessen in den nordwestlichen Teil von Thüringen.
Quelle: ntv.de, spl/dpa