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AfD bei 34 Prozent Der Osten wählt blau - aber nicht überall

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AfD-Chef Chrupalla verpasste in seinem Wahlkreis Görlitz nur knapp die 50-Prozent-Marke.

AfD-Chef Chrupalla verpasste in seinem Wahlkreis Görlitz nur knapp die 50-Prozent-Marke.

(Foto: picture alliance/dpa)

Noch sind nicht alle Wahlkreise ausgezählt, aber der Trend ist klar: Der Osten wählt in weiten Teilen rechts. Dass die AfD die zweitstärkste Kraft im künftigen Bundestag sein wird, hat sie besonders ihren Wählern in den neuen Bundesländern zu verdanken.

Die AfD hat in Ostdeutschland bei der Bundestagswahl laut einer Hochrechnung des ZDF deutlich mehr Stimmen eingefahren als alle anderen Parteien. Demnach entfallen 34 Prozent der Stimmen auf die Partei, die vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall beobachtet wird. Neben den fünf neuen Bundesländern rechnet die Hochrechnung dabei auch mit den Zahlen aus Ostberlin. In allen fünf ostdeutschen Flächenländern wurde die AfD stärkste Kraft.

Die AfD hat damit der Hochrechnung zufolge deutlich mehr Stimmen als SPD (11,3 Prozent), Grüne (6,8 Prozent) und FDP (3,3 Prozent) zusammen. Sie hat auch fast doppelt so viele Stimmen wie die Union mit 17,8 Prozent. Die Linke erhält laut der Hochrechnung im Osten 13,2 Prozent der Stimmen, das BSW 10,2 Prozent.

AfD-Chef Tino Chrupalla fuhr in seinem Wahlkreis Görlitz einen haushohen Sieg ein und holte mit 48,9 Prozent im Wahlkreis 156 mehr als doppelt so viele Erststimmen ein wie der Zweitplatzierte CDU-Kandidat Florian Oest. Chrupalla konnte damit sein Ergebnis aus den beiden vorangegangenen Bundestagswahlen noch einmal steigern. 2017 hatte er den späteren CDU-Ministerpräsidenten Michael Kretschmer mit 32,4 zu 31,4 Prozent der Erststimmen knapp geschlagen.

Extremismusforscher: Auch im Osten lehnt die Mehrheit die AfD ab

Die AfD habe sich weit über ein rechtsradikales Milieu hinaus etabliert, konstatiert der Soziologe und Extremismusforscher Matthias Quent. Die politisch-kulturelle Spaltung zwischen Ost- und Westdeutschland setze sich fort. Dass die AfD bei einer Bundestagswahl in vier Jahren stärkste Kraft werden könnte, hält er für unrealistisch. "Das ist ja im Grunde das AfD-Rezept, sie macht sich selbst größer als sie eigentlich ist". Die Mehrheit - auch der ostdeutschen Bevölkerung - lehne die AfD nach wie vor ab, betonte Quent.

Noch sind nicht alle Wahlkreise ausgezählt. Sicher ist bislang aber, dass nicht der ganze Osten blau gefärbt ist. Die Linke holte in Berlin vier Direktmandate, zwei davon im Ostteil der Stadt. Gregor Gysi verteidigte im Berliner Wahlkreis Treptow-Köpenick Platz eins, Parteichefin Ines Schwerdtner in Lichtenberg. Leipzig II ging an Sören Pellmann.

Der frühere Ministerpräsident von Thüringen, Bodo Ramelow, setzte sich mit 36,8 Prozent der Stimmen im Wahlkreis Erfurt-Weimar-Weimarer Land mit gut zehn Prozentpunkten Abstand gegen den AfD-Kandidaten Alexander Claus durch. Zumindest einen ostdeutschen Wahlkreis konnten auch die Sozialdemokraten für sich entscheiden. Noch-Kanzler Olaf Scholz sicherte sich das Direktmandat im Kreis Potsdam - Potsdam-Mittelmark II - Teltow-Fläming II mit knappem Vorsprung vor der CDU-Kandidatin.

Quelle: ntv.de, ino/dpa

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