Russische Gebietsgewinne Der aktuelle Frontverlauf in der Ukraine
20.07.2022, 20:42 Uhr
Krieg in der Ukraine: Russland setzt vor allem auf Artillerie und schweres Kriegsgerät.
(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)
Im Osten der Ukraine dringen die russischen Truppen langsam weiter vor: Die ukrainischen Verteidiger räumen örtlich begrenzte Offensiv-Erfolge der Angreifer östlich von Bachmut ein. Die Front nähert sich den beiden ukrainischen Großstädten Slowjansk und Kramatorsk.
Die russischen Streitkräfte haben bei den Gefechten um den Donbass im Osten der Ukraine nach ukrainischen Angaben weitere Geländegewinne erzielt. "Der Feind hat im Raum Pokrowske einen Sturm durchgeführt, dabei teilweise Erfolg gehabt und setzt sich am Südrand der Ortschaft fest", teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht mit.
Die umkämpfte Ortschaft Pokrowske (siehe Karte) ist eine Siedlung zehn Kilometer östlich des wichtigen Verkehrsknotenpunkts Bachmut im Gebiet Donezk. Bachmut hieß bis 2016 offiziell Artemiwsk und ist auf älteren Karten noch unter dem alten Namen aus Sowjetzeiten verzeichnet. Die Linie Siwersk - Soledar - Bachmut gilt als nächste Verteidigungslinie der Ukraine vor dem Ballungsraum um die Großstädte Slowjansk und Kramatorsk.
An anderen Frontabschnitten im Donbass ist es dem ukrainischen Militär nach eigenen Angaben gelungen, die russischen Angriffe zurückzuschlagen. Sowohl nördlich von Slowjansk als auch östlich von Siwersk seien die jüngsten russischen Offensiven erfolglos geblieben. "Die ukrainischen Kämpfer haben den Okkupanten erhebliche Verluste zugefügt", heißt es aus Kiew.
Russland hat die Ukraine Ende Februar überfallen. Die russische Armee strebt in der Ostukraine nach dem Gebiet Luhansk auch die Eroberung des Gebiets Donezk an. Im Süden der Ukraine, im Gebiet Cherson, berichtet der Generalstab von Artillerie- und Panzergefechten ohne eine Veränderung der Frontlinie. Ukrainische Raketenschläge gegen die Antoniwka-Brücke östlich von Cherson bedrohen die russischen Kräfte im Rücken.
Sollte die Dnepr-Brücke zerstört werden, müssten sich die Streitkräfte des Kreml in der Region auf massive Versorgungsschwierigkeiten einstellen: Die Antoniwka-Brücke ist die mit Abstand wichtigste Straßenverbindung über den Dnepr-Strom im Süden der Ukraine. Von Cherson aus gesehen liegt die nächste befahrbare Brücke gut 50 Kilometer stromaufwärts bei Nowa Kachowka. Dort ermöglicht ein solider Staudamm die Dnepr-Querung. Zeitraubende Umwege wären die Folge.
Ohne die Antoniwka-Brücke bliebe den russischen Nachschubkolonnen für die Belieferung der kämpfenden Einheiten mit Munition und Lebensmitteln im Raum Cherson ansonsten nur noch eine einzige schmale Eisenbahnbrücke, die mittlerweile aber ebenfalls in Reichweite ukrainischer Artillerie liegt.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa