Politik

Russische Nachschubroute Kiews Artillerie beschädigt wichtige Cherson-Brücke

Die Antoniwkabrücke ist etwa 1000 Meter lang.

Die Antoniwkabrücke ist etwa 1000 Meter lang.

(Foto: picture alliance/dpa/TASS)

In der Region Cherson kontrollieren russische Truppen auch Gebiete nördlich des Flusses Dnepr. Doch nun gerät die strategisch wichtige Antoniwkabrücke ins Visier der ukrainischen Artillerie. Für Moskaus Streitkräfte ist der Übergang als Nachschubroute und für mögliche Offensiven wichtig.

Im Süden der Ukraine haben Kiews Truppen laut britischen Geheimdienstinformationen die für den russischen Vormarsch strategisch wichtige Antoniwkabrücke bei der Stadt Cherson beschädigt. Die etwa 1000 Meter lange Brücke sei wahrscheinlich noch nutzbar. Allerdings sei sie eine Schwachstelle für die russischen Truppen. Die Brücke führt über den Fluss Dnepr und ist eine von zwei verbliebenen Übergängen, über die Russland seine Truppen noch abziehen oder verstärken könnte, heißt es im aktuellen Lagebericht des Verteidigungsministeriums in London.

Nach Informationen der russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti wurde die Brücke wegen der Beschädigung mittlerweile für den Verkehr gesperrt. Insgesamt seien zwölf Raketen auf das Bauwerk abgefeuert worden, sagte der Vizechef der Besatzungsverwaltung des Gebiets Cherson, Kirill Stremoussow, der Agentur zufolge. Bereits am Dienstag meldeten ukrainische Behördenvertreter den Beschuss der Antoniwkabrücke durch Mehrfachraketenwerfer vom Typ HIMARS.

Russische Streitkräfte kontrollieren den größten Teil der Region Cherson und bedrohen von dort aus die Hafenstadt Odessa und den verbliebenen ukrainischen Küstenstreifen bis nach Transnistrien. Militärexperten befürchten, dass Moskau im kommenden Frühjahr den Brückenkopf über den Dnepr für eine neue Offensive nutzen könnte.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuletzt eine Gegenoffensive im Süden angekündigt, solange große Teile der russischen Kräfte im Osten gebunden sind. Die Kontrolle der Übergänge über den Dnepr werde wohl zum Schlüsselfaktor für die Kämpfe in Cherson, mutmaßen die britischen Geheimdienstler in ihrem Bericht. Im Zusammenhang mit der Offensive brachte Kiew bereits die Zerstörung der Brücken als Möglichkeit ins Spiel, um einen Rückzug der russischen Truppen auf das andere Flussufer zu verhindern.

Nach Ansicht der Experten vom US-Militärinstitut ISW könnte Kremlchef Putin allerdings mit einem Nuklearschlag drohen, um eine ukrainische Gegenoffensive im Süden zu unterbinden. Die russische Doktrin, die den Einsatz von Atomwaffen zur Verteidigung russischen Territoriums erlaubt, gelte demnach auch für neu annektierte Gebiete in der Ukraine. Laut der aktuellen ISW-Analyse bleibt der Ukraine möglicherweise nur ein enges Zeitfenster, um die besetzten ukrainischen Gebiete zurückzuerobern, bevor der Kreml diese Gebiete annektiert.

Quelle: ntv.de, jpe/jug

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